Die goldene Trompete von Guca

(Kristin Kretzschmar)

Einer der Hauptgründe warum ich Südosteuropa bereisen wollte war der Film Gucha. Diese serbische Adaption von Romeo und Julia erzählt auf humoristische Weise vom Leben in Serbien, Trompeten und der verbotenen Liebe zwischen einem Roma und einer Serbin. Schauspielerisch ist der Film nicht unbedingt anspruchsvoll, doch ich war schon nach wenigen Minuten hin und weg von der Musik. Nun wollte ich die „Weltmeisterschaft der Blechbläser“ – Das Guča Fesival –  welches das Highlight des Filmes darstellt, mit eigenen Augen sehen.

Seit nunmehr 52 Jahren findet im beschaulichen Dorf Guča in Zentralserbien ein Wettbewerb der besten Trompeter Serbiens statt. Da Trompeter allein langweilig wären, bringen diese natürlich auch immer eine ganze Kapelle mit. Zu gewinnen gibt es die Goldene Trompete und Ruhm.

Allmählich füllen sich die Hänge um das Dorf mit Zelten.

Das Dorf selbst hat etwa 2000 Einwohner und keine Industrie. Spötter behaupten, dass die gesamte Gemeinde von den Einnahmen des Festivals lebt: so wird schnell der Vorgarten zum Campingplatz, die Küche zum Schnellimbiss und Omas Stricksachen zum angepriesenen traditionellen Souvenir.

Fettige Kohlsuppe

Der Eintritt zum Festival selbst ist kostenlos. Wildes Campen ist erlaubt, aber nicht empfehlenswert, vor allem wenn man kein Auto hat. Unterkunft fand ich in einem Couchsurfing Camp am Rande des Dorfes, in dem sie besonders viele junge internationale Leute tummelten. Einige brachten ihre eigenen Instrumente mit. Abends sangen wir am Feuer oder bestaunten die Kunststücke der mit uns wohnenden Schausteller.

Um sein leibliches Wohl muss man sich keine Gedanken machen, denn es wimmelt nur so von salzig-fettigen Angeboten an jeder Ecke. Von Montag bis Sonntag steigen die Preise exponentiell.

Das Festival wurde erst kürzlich von drei Tagen auf eine Woche verlängert und läuft nach folgendem Schema ab:

Montag: feierliche Eröffnung am Denkmal des Trompeters, Ausstellungseröffnungen und Pressekonferenzen, Kohltopf für 1€

Dienstag: kulturelles und artistisches Programm (dieses findet ab jetzt täglich zwei mal statt), buntes Markttreiben

Mittwoch: ehemalige Gewinner treten auf, drastisch steigende Suppenpreise

Donnerstag: Wettkampf internationaler Blasorchester, zumeist auch Auftritt des „Stars“

Freitag: Festumzug, Jugendwettkampf, Mitternachtskonzert

Samstag: Hauptwettkampf der Blasorchester, Suppenpreis hängt von Sprachkenntnissen ab, bis zu 5€ für Kohltopf

Sonntag: Ausklang

Musiziert wird an jeder Ecke zu jeder Tageszeit.

Ich erreicht Guča am Mittwoch und reiste am Freitag wieder ab. Leider litt mein Schlafrythmus unter der Posaune im Nachbarzelt und nach drei Tagen hatte ich das Gefühl die vier Lieder, die alle Kapellen spielten, auswendig zu können. Kohlsuppe konnte ich nicht mehr sehen und der Zustand der Duschen war auch zunehmend unerträglich. Wenn ich nochmal zum Festival fahre, dann von Donnerstag Abend bis Sonntag und im eigenen Auto.

Spontan entschied ich mich mit einer Gruppe Franzosen, die ich auf dem Festival kennenlernte, nach Montenegro zu fahren. Es war zwar nicht wirklich auf meiner Liste der zu besuchenden Orte aber klang allemal interessant.