Job Shadowing in Aserbaidschan – Get in touch! Keep in touch!

(Wenke Henschel)

Aserbaidschan? Baku? Ach, das ist doch dort, wo der letzte Eurovision Song Contest war, oder? Ja, genau! Nicht nur Schweden sorgte im Sommer 2012 für „Euphoria“ in der Hauptstadt des südkaukasischen Landes am Kaspischen Meer. Die Regierung hatte eigens für den Gesangswettbewerb die Crystal Hall erbauen lassen und auch die restlichen Teile der Stadt herausgeputzt, um sie am Abend des großen Ereignisses hell erleuchten zu können. Inzwischen sind das internationale Pressevolk und die Touristen wieder abgereist. Die Aufmerksamkeit für die demokratischen Defizite, aber auch für die Schönheiten des Landes ist fast gänzlich verschwunden. Was bleibt, ist unter anderem der Grund, weshalb Armenien dem ESC im Jahr 2012 eine Absage erteilte: der Konflikt um Bergkarabach!

Baku putzt sich für den ESC 2012 heraus. (Bild: Wenke Hentschel)

Bergkarabach entspricht etwa dem Areal des früheren Autonomen Gebiets Bergkarabach der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Während der Konflikt um das Gebiet zwischen Aserbaidschanern und Armeniern wesentlich weiter in die Geschichte zurückreicht, fand er neue Brisanz und Eskalation Ende der 1980er, Beginn der 1990er Jahre. Im Resultat gewannen Armenien und Bergkarabach einen Großteil des von Bergkarabach beanspruchten Gebiets, welches sie trotz fehlender internationaler Anerkennung und entgegen von UN-Resolutionen bis heute halten.

Der bewaffnete Konflikt, der seinen Höhepunkt zwischen 1988 und 1994 hatte, fordert bis heute seine Opfer. Neben den vielen Toten kämpfen auch die Lebenden mit den Folgen, mit den Bildern im Kopf, dem Verlust in so vielerlei Hinsicht und der Vertreibung. Viele sahen sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und sind in sichere Landesteile Aserbaidschans geflohen. Etwa die Hälfte der 600.000 Binnenflüchtlinge ist weiblich und obwohl sich die Mehrheit der Flüchtlinge einer schwierigen Lebenssituation ausgesetzt sieht, sind die Frauen unter ihnen besonders benachteiligt.Traditionelle Werte der aserbaidschanischen Kultur verhindern in vielen Fällen, dass die Frauen gleichberechtigt an Entscheidungsprozessen teilhaben und wirtschaftlich unabhängig sein können. Zu dem spielt häusliche Gewalt und Gewalt gegenüber Frauen in vielen gesellschaftlichen Bereichen eine Rolle.

Diese Situation soll im April 2013 besonderer Fokus des Job Shadowings zweier Freiwilliger des Vereins European Intercultural Forum e. V.sein. Mit dem Partnerverein „Bridge to the Future“ wollen wir im Laufe des Projekts eine langfristige Kooperation im Bereich Gleichberechtigung und Inklusion von Flüchtlingen aufbauen. Dabei soll insbesondere das Vertrauen zwischen den Partnern gestärkt werden, trotz kultureller Unterschiede, unterschiedlicher Organisationsstrukturen und verschiedener Ansätze zur demokratischen Bildung gemeinsam zur Gender- und Flüchtlingsproblematik zu arbeiten. Unser Ziel ist es, die Bedürfnisse junger Binnenflüchtlinge und Flüchtlingsfrauen in Ganja zu erkennen und davon ausgehend Projekte zu entwickeln.

Und wie sieht's dahinter aus? (Bild: Wenke Hentschel)

Konkret werden wir in Ganja die bereits laufenden Projekte von „Bridge to the Future“ sowie die Organisation selbst kennen lernen. Mehr noch: Treffen mit verschiedenen lokalen Frauen- und Flüchtlingsorganisationen, mit betroffenen Frauen und offziellen Mitarbeitern, aber auch mit Vertretern der Stadt, der Abteilung für Jugend der Stadtverwaltung sowie öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen und der Besuch eines Flüchtlingsquartiers stehen auf dem Plan.

Interesse geweckt? Erfahrungsberichte gibt es im April. Über eine Unterstützung des Projekts
freuen wir uns schon jetzt. Dies ist bei betterplace möglich.

Mazedonien: Geschichte Verstehen, zukünftige Konflikte verhindern

(Ruben Werchan)

Hintergrund: Der Konflikt von 2001

Ursache des bewaffneten Konflikts zwischen albanischen Guerillas und mazedonischen Sicherheitskräften war die unterschiedliche gesellschaftliche Stellung der albanischen und mazedonischen Bevölkerungsgruppen. Die albanische Minderheit war ökonomisch schlechter gestellt und im öffentlichen Sektor unterrepräsentiert. In Folge des Konflikts wurde im Friedensabkommen von Ohrid eine Verfassungsänderung beschlossen, mit welcher die albanische Sprache aufgewertet und die lokale Selbstverwaltung der albanischen Minderheit gestärkt wurde.

Inter-ethnische Beziehungen im Bildungssystem

Ethnische Mazedonier und Albaner werden in vielen Schulen separat, jeweils von angehörigen der eigenen ethnischen Gruppe in der eigenen Sprache, unterrichtet. Selbst an Schulen mit gemeinsamem Unterricht kommt es sowohl unter den Schülern als auch unter den Lehrenden kaum zu Kontakt zwischen den beiden Ethnien. Das hat zur Folge, dass negative Stereotype, deren Wahrheitsgehalt nur schwer überprüft werden kann, das Bild von der jeweils anderen Gruppe prägen.

Andererseits bietet gerade das Bildungssystem viel Potential zur Überwindung inter-ethnischer Vorurteile. Indem Kinder gemeinsam mehr übereinander lernen, kann zukünftigen Konflikten vorgebeugt werden. Vor diesem Hintergrund ist es ermutigend, dass es bereits seit den 1990er Jahren verschiedenen Initiativen für außerschulische Initiativen gibt, die genau das zum Ziel haben.

Das Projekt „Gegenwärtige Geschichte verstehen“

Das „Center for Human Rights and Conflict Resolution“ (CHRCR) hat unter dem Titel „Gegenwärtige Geschichte verstehen“ eine Reihe von Workshops durchgeführt, die die Ziele hatten, die unterschiedliche Sicht auf den Konflikt von 2001 darzustellen, Geschichtslehrer zu ermutigen ein gemeinsames Verständnis der Ereignisse zu entwickeln  und ein Modell zu entwickeln, wie zukünftige Lehrer dazu ausgebildet werden können ihre ethnozentrische Perspektive zu überwinden. In den Workshops mussten die Teilnehmenden zunächst ihre jeweilige intra-ethnische Sicht auf den Konflikt ausarbeiten und dann in einem zweiten Schritt eine gemeinsame Darstellung der Ereignisse finden. Im Ergebnis zeigte sich, dass die intra-ethnische Sicht geprägt war von der Wahl des Blickwinkels, von Praktiken des Verteidigens und Anklagens, und dass die Ansichten der jeweiligen ethnischen Gruppe oft diametral auseinander gingen. Die gemeinsame Darstellungen dagegen beinhalteten mehr allgemeine Fakten, auf die sich beide Seiten einigen konnten und waren dadurch in ihrer Interpretation der Dinge objektiver und neutraler. Dabei wurden folgende Punkte besprochen:

  • Sozio-ökomomische und politische Bedingungen in Mazedonien in den Jahren 2000 und 2001
  • Gründe für den Beginn des bewaffneten Konflikts
  • Verlauf des bewaffneten Konflikts
  • Die Rolle des Parlaments, der Regierung, der Polizei und der militärischen Streitkräfte während des Konflikts
  • Der Beitrag der internationalen Gemeinschaft zur Entwicklung und zur Lösung des Konflikts
  • Das Ende des Konflikts und die Bedeutung des Friedensabkommens
  • Der Einfluss des Konflikts auf die allgemeine demokratische Bewegung im Land

Ergebnisse des Projekts

Obwohl die Beteiligten das Projekt positiv einschätzten und angaben, Neues über die Ansichten der jeweils anderen Gruppe gelernt zu haben, muss festgehalten werden, dass es nur ein erster Schritt war. Die Meinung der Anderen wurde zur Kenntnis genommen, ihr aber nicht zugestimmt. Ebenso wurden die eigenen Ansichten zwar in Kontrast zu den Ansichten der anderen Gruppe wahrgenommen, aber nicht überdacht. Der Erfolg des Projekts ist vor allem darin zu sehen, dass die Teilnehmer, die vorher fast nichts über die Ansicht der anderen Gruppe wussten, nach dem Projekt ein Verständnis von diesen Ansichten hatten und eher bereit waren, rational zu argumentieren. Demnach ist die Erkenntnis des Projekts, dass Vertreter der beiden ethnischen Gruppen, wenn sie dazu ermutigt werden und ihnen ein entsprechender Raum angeboten wird, durchaus in der Lage sind, eine gemeinsame Basis zu finden und zusammenzuarbeiten.

 

Quelle: Petroska-Beska, Violeta and Mirjana Najcevska (2004): Macedonia: Understanding History, Preventing Future Conflict. United States Institute of Peace, Special Report 115.

„Relocating Borders: a comparative approach“ – Call for Papers und Konferenz

(Kristin Kretzschmar)

Seit 2009 besteht das vierjährige Projekt EastBorderNet . Im Selbstverständnis eines Netzwerkes versucht man die sozialen, moralischen und materiellen Verlagerungen des östlichen Peripherien Europas zu erforschen. Hierbei stehen Grenzen im Zentrum der Betrachtung. Wie werden Grenzen gemacht? Was macht Genzen sinnvoll und wie hat der Begriff Ost und östlich zu der Herstellung bestimmter Grenzen beigetragen…?

Die zweite Konferenz „Relocating Borders: a comparative approach“  findet von 11.-13. Januar 2013 in der Humboldt Universität zu Berlin statt. Anmeldungen sind noch bis zum 31.05.2012 möglich. Zu folgenden Themen können potenzielle TeilnehmerInnen wissenschaftliche Arbeiten oder Vorschläge für Podiumsdiskussionen einreichen:

  • Ränder Europas

  • Geld, Handel und Finanzen

  • Gender und Sexualität

  • Technik und Technologien

  • Recht, Dokumente, Bürokratien

  • Überzeugungen, Glauben und Religionen

  • Architekturen und Objekte

  • Plätze, Räume und Orte

  • Geschichte und Zukunft

  • Reise und Kreuzung

Deutsch-tschechisches Jugendforum

Tobias Endrich

Das aus dem deutsch-tschechischen Gesprächsforum hervorgegangene deutsch-tschechische Jugendforum besteht nun seit mehr als 10 Jahren. Gerade läuft die 6. „Amtsperiode“. 15 deutsche und tschechische Jugendliche kommen regelmäßig im Plenum oder in kleineren Arbeitsgruppen zusammen, um sich auszutauschen, weiterzubilden oder ihre eigenen Ideen in gemeinsamen Projekten zu verwirklichen.

Die Vorgaben von Seiten der Trägervereine und Förderer sind dabei inhaltlich nicht einschränkend. Die paritätische Besetzung der Arbeitsgruppen ist zum Beispiel in den Förderungsrichtlinien festgeschrieben. Die Zusammensetzung – und davon abhängig auch die Themenwahl der Plenartreffen und Arbeitsgruppen – des Jugendforums bildet wohl einen großen Teil der Jugendlichen ab, die sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen engagiert. Dabei handelt es sich häufig um Studenten, die sich fachlich mit dem Nachbarland befassen, in Verbänden organisierte Jugendleiter, Jugendliche aus deutsch-tschechischen Familien. Wie bei vielen zivilgesellschaftlichen Projekten ist der Anteil von Nicht-Abiturienten und Nicht-Studenten allerdings verschwindend gering.

Die Mitglieder sind dafür nicht nur untereinander bestens vernetzt, sondern über die Trägervereine, denen viele Ehemalige angehören, und eventuellen „Heimatorganisationen“ der Mitglieder und schließlich auch durch den Kontakt zu Förderern oft bestens in die deutsch-tschechische Zivilgesellschaft eingebunden.

Die Voraussetzungen sind also – insbesondere Dank der beständigen Förderung durch den deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, das tschechische Schulministerium und dem Koordinierungszentrums für deutsch-tschechischen Jugendaustausch Tandem – ausgesprochen komfortabel und vielversprechend. Was die Mitglieder daraus machen, liegt dann nur noch an ihnen.

Einige Projekte überdauern mehrere Amtszeiten, das Projekt „DO NĚMECKA NA ZKUŠENOU“ (Versuchs mal in Deutschland), das Schüler und Studenten in Tschechien über Möglichkeiten eines Auslandsaufenthaltes in Deutschland informieren und auch dazu motivieren soll, läuft bereits seit 2004, mittlerweile relativ unabhängig vom eigentlichen Jugendforum.

Auf dem Internetauftritt des Jugendforums  werden die aktuellen Mitglieder und ihre Projekte vorgestellt. Dort finden sich auch Informationen über das Bewerbungsverfahren, Presseartikel und Informatiosnveranstaltungen.