Das Eiserne Tor

Aus Podgorica verabschiedete ich mich im Nachtbus gen Nis. Und mal wieder galt es viele hundert Serpentinen zu überwinden. Das Motorengeratter lud nicht zum einschlummern ein, doch irgendwann siegt die Müdigkeit. Am nächsten Morgen erreichte ich Nis, von wo aus ich in Richtung des eisernen Tors trampen wollte. Viele Einheimische konnten meine Entscheidung dahin zu fahren nicht verstehen.

Das Eiserne Tor war einst eine besonders schwierig schiffbare Stelle an der Donau. Seit dem Bau eine Kraftwerkes und dem zugehörigen Damm, ist dies nicht mehr so kompliziert. In den kleinen Fischerdorfen weht oft eine kühle Brise von der Donau und der nahegelegene Derdap Nationalpark lädt zum Wandern ein.

Frische Fische.

Nachdem ich mehrere Nächte im Bussen und im Zelt verbrachte, entschied ich mich mir eine Unterkunft zu gönnen und fand auf Vermittlung eine Bleibe bei einer älteren Dame. Als ich an ihrem Hoftor stand, war sie gerade damit beschäftigt Fische auszunehmen. Ihr Enkel war auf Besuch aus Belgrad und hatte den ganzen Tag gefischt. Aus einer Mischung deutscher und russischer Vokabeln und gezielter Anwendung von Handzeichen entstand eine Unterhaltung.

Fundstücke am Ufer der Donau.

Absolut nicht zu empfehlen ist der Campingplatz Brza Palanka (der einzige Campingplatz auf Serbischer Seite in einem Umkreis von 90km), auf dem ich eine Nacht verbrachte. Die Übernachtungen kosten 9€, es gibt keine Küche und die sanitären Einrichtungen lassen zu wünschen übrig. Eher zu empfehlen ist es wild zu campen: hierfür bietet sich besonders die kleine Ortschaft Tekija an. Unweit eines kleinen „Strandbades“ zelten die Angler auf einer Wiese. Man kann die Duschen des Bades und WCs der Kneipe nutzen, wenn man ab und an eine Limonade kauft. Die Angler sind meist mittleren Alters und sehr gesellig.

Besonderes Highlight sollte der Besuch der archäologischen Ausgrabungsstätten in Lepenski Vir  werden. Hier bestand vermutlich seit 7000 v. Chr. eine Siedlung. Die Ausgrabungsstätten erzählen die Geschichte der Urbarmachung eines menschenfeindlichen Gebietes. Nach und nach eigneten sich die Bewohner neues Werkzeuge an und erreichten neue kulturelle Standards. Leider musste die Ausgrabungsstätte im Rahmen des Dammbaus versetzt werden.

Ottomanische Festung in Kladovo

Von Lepenski Vir aus wollte ich nach Novi Sip trampen um die Grenze gen Rumänien zu überqueren. Lale und Valentina, ein Ehepaar mittleren Alters, nahmen mich mit. Wie sich herausstellte sprach Lale deutsch mit österreichischen Akzent, da er mehrere Jahre als Steinmetz in Österreich arbeitet. Die beiden entscheiden sich, mir eine Stadtrundfahrt in Kladovo (ihrer Heimatstadt), inklusive einer Besichtigung des ottomanischen Festung, anzubieten. Nach einem reichhaltigen Mittagessen bei ihnen zu Hause brachten sie mich zur Grenze. Auf dem Weg hielten wir an einer Trinkwasserquelle. Während wir warteten bis alle mitgebrachten Flaschen sich füllen, prahlte Lale mit der Wasserqualität.

An der Grenze angekommen, sprach Lale  mit einem der wartenden Fahrer ab, dass er mich mit nach Drobeta Turnu Severin mitnehmen soll. Von hier aus reiste ich nach Caransebes. In beiden Städten verbrachte ich jeweils nur einen Tag, da ich bereits im Retezat Gebirge erwartet wurde.

Vielseitiges Montenegro

(Kristin Kretzschmar)

Eine außergewöhnliche Mitfahrgelegenheit nach Montenegro.

Paul, Sébastien, Clementine, Melon und Laetitia sind gute Freunde aus einem Pariser Vorort. Mit einem VW Bus haben sie sich auf den Weg gemacht Südosteuropa zu erkunden. Auf dem Guča Festival haben sie mich aufgelesen und nach Montenegro mitgenommen.

Montenegro!

Auch wenn unsere Kommunikation aufgrund meiner eingeschränkten Kenntnisse der französischen Sprache (es waren eben doch nur fünf Jahre in der Schule)  schwierig gestaltete, wurde die Fahrt durchaus lustig. Besonders die Musikwahl war mitreißend. Die fünf konnten nachdem sie schon länger gemeinsam unterwegs waren, eine Menge der Lieder ihrer Playlist mitträllern.

Montenegro begrüßte uns traditionell. Kurz hinter dem Grenzübergang saß ein älterer Hirte mit seinem Enkel auf einem Stein und beobachtete die kleine Schafherde. Wenn eines der Schäfchen sich zu weit von der Herde entfernte, genügte ein warnender Steinwurf.

Gefühlte 200 Serpentinen später erreichten wir den Domitor Nationalpark und schlugen unser Nachtlager auf. Wir stoppten hier auf Empfehlung mehrerer Montenegriner, die wir auf dem Guča trafen. Sie legten uns den Zeltplatz Mlinki Potok etwa 1 km westlich der der Kleinstadt Zabljak nahe. Der Zeltplatz liegt auf einer Bergwiese mit wunderschönen Blick auf die Berge. Die Unterbringung ist empfehlenswert. Für drei Euro pro Person konnten wir parken und zelten. Außerdem stand uns eine Freiluftküche, sanitäre Anlagen und eine Feuerstelle zur Verfügung. Wer es etwas komfortabler wünscht, kann eine Hütte anmieten.

Crno Jezero

Besonders einladend sind Wanderungen um den Crno Jezero. Hier beginnen auch viele der anspruchsvolleren Bergtouren. Der See ist zu Fuß in 30 min vom Zeltplatz erreichbar. Allein ist man hier eher nicht, da das Gebiet touristisch erschlossen ist. Am See wird der Nervenkitzel der besonderer Art Angeboten, beispielsweise mit Überquerungen des Sees per Seil.

In Zabljak trennten sich unsere Wege, da es mich an die Mittelmeerküste zog, während die Franzosen gen Norden weiterfuhren. Die Busverbindungen von und nach Zabljak sind aussreichen. Auf dem Weg nach Podgorica empfiehlt sich besonders ein Stop in Kloster Ostrog.

Der Strand von Bar.

Die Fahrt von Zabljak nach Podgorica dauert etwa 4 Stunden. Zunächst bin ich nicht in Podgorica geblieben, sondern gleich nach Bar weitergefahren. Die industriellen Küstenstadt wurde mir von Mitfahrern im Bus empfohlen. Bar verfügt zwar über ein mediterranes Panorama und eine historische Altstadt, ist aber sehr durch die Industrie und Schifffahrt gezeichnet.

Skadarsko Jezero

Von Bar aus machte ich einen Ausflug zum Skutarisee. Besonders empfehlenswert ist die Fahrt oder Wanderung vom Ort Virparzar nach Godinje. auf dem Weg findet man eine eher verlassen wirkende historische Festung und eine Aussichtsplattform. In Godinje gibt es nicht nur eine Kirche mit schönen Seepanorama zu bestaunen, sondern auch ein szenisch gestaltetes Denkmal für die Opfer des zweiten Weltkrieges an dessen Fuß sich ein kleiner, privat betriebener Zeltplatz befindet.

Von hier aus zog es mich zurück an die Küste. Entlang dieser trampte ich zunächst bis nach Budva,  wo ich auf einen Zeltplatz auf eine Gruppe junger Australier traf, die in ihrem dezenten Wohnmobil seit mehreren Monaten unterwegs waren. Gemeinsam besuchten wir am nächsten Tag Tivat. Aber auch Budva selbst hat so einiges zu bieten. Neben schönen Stränden besticht die Altstadt und das Panorama der verlassenen naheliegenden Festung.

Von Budva aus musste ich mich langsam auf den Weg gen Osten machen, denn ich hatte ja auch noch Rumänien auf dem Plan und hier schon einige Gastgeber die auf mich warteten.

Letzter Stop war für einige Stunden Podgorica. Die Stadt besticht durch ihre Einfachheit. Ich erinnerte mich an Ivans Worte und fragte  mich, ob er je in Podgorica war?