(Linda Günther)
KRDF steht für Kakheti Regional Development Foundation. Dahinter verbirgt sich eine NGO, welche auf vielen verschiedenen Ebenen gesellschaftspolitisch im Pankissi Tal aktiv ist.
Das Pankissi Tal liegt im Norden Georgiens und besteht aus zwölf Dörfern mit insgesamt ca. 8000 Einwohner*innen. Diese Region ist deshalb interessant, weil dort die Kisten leben, welche muslimischen Glaubens sind.
Im Rahmen unserer Reise durch Georgien hat sich der AK Osteuropa mit VertreterInnen von KRDF getroffen. Dazu fuhren wir nach Akhmeta am Rande des Pankissi Tals. Wir wurden sehr freundlich von einer Gruppe Frauen in den Räumlichkeiten der NGO empfangen. Zunächst berichtete uns die Leiterin von ihrer Arbeit, bevor wir anschließend über Fragen diskutierten.
KRDF wurde 2008 gegründet. Ihr Hauptanliegen besteht darin, die Integration der sogenannten IDPs (internally displaced persons) und die Entwicklung einer Zivilgesellschaft im Pankissi Tal zu fördern. Um dieses Ziel zu erreichen, schafft KRDF sehr breit gefächerte Angebote in der gesamten Region. Beispielsweise ist das Büro in Akhmeta ein öffentlicher Ort geworden, an dem Jugendliche ihre Freizeit verbringen, aber auch zusätzliche Bildungsangebote in Anspruch nehmen. Im Pankissi Tal ist die Arbeitslosenquote sehr hoch. Genaue Zahlen konnten uns leider nicht genannt werden, aber besonders die jungen Menschen sind von Arbeitslosigkeit betroffen. Daher versucht die NGO, Jugendliche bei Bewerbungen für Universitäten in anderen Regionen und durch Weiterbildungsmöglichkeiten zu unterstützen. Außerdem finden regelmäßig Workshops statt, bei welchen die Anwesenden erfahren, wie sie eigene Projekte starten und Fördergeldanträge stellen können.
Neben der Arbeit mit Jugendlichen spielt die Integration von Geflüchteten eine große Rolle. Im Pankissi Tal leben viele tschetschenische Flüchtlinge und IPDs aus dem Gebiet Südossetien. KRDF setz sich unter anderem dafür ein, dass diesen Menschen Wohnraum zur Verfügung steht. Dafür kauften sie seit 2009 64 Häuser im Pankissi Tal.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Arbeit mit und für Frauen. 2011 wurde das „Women`s Council“ gegründet. Es besteht aus 15 Frauen, die sich für die Rechte derFrauen innerhalb der Gesellschaft und ihren Familien einsetzen. Dieses Gremium formuliert Vorschläge für Familiengesätze und gibt Ratschläge für Familienprobleme. Die Entscheidungen darüber trifft zwar der Ältestenrat („Council of Elders“), jedoch arbeitet dieser mit dem „ Women`s Council“ zusammen, was als Erfolg gewertet werden kann. KRDF unterstützt außerdem Frauen, welche von häuslicher Gewalt betroffen sind oder sich haben scheiden lassen. Das Team um KRDF besteht aus zwölf hauptamtlichen Mitarbeiter*innen, worunter sich auch Psycholog*innen befinden, die sich speziell um Probleme von Frauen kümmern.
Wie uns dargestellt wurde, ist die Arbeit von KRDF sehr vielfältig und die Organisation scheint zu einer wichtigen Institution innerhalb des Pankissi Tals geworden zu sein. Nach eigenen Angaben sind alle erfolgreichen Projekte nur mithilfe von KRDF entstanden. Die Arbeit zeigt aber auch, dass sich im Pankissi Tal ganz eigene politische Strukturen entwickelt haben, welche es gilt mitzugestalten. Daher war es sehr interessant etwas über die Arbeitsweise des „Women`s Council“ zu erfahren und damit gleichzeitig über die Rolle des Islams in dieser Region. Auf Nachfragen zu radikalen Strömungen antworteten die Vertreterinnen von KRDF ganz offen. Sie sagten, dass es unter den Muslimen im Pankissi Tal auch Radikale gibt, diese jedoch nicht die Mehrheit bilden und mit dem übrigen Teil ist eine gute Zusammenarbeit möglich. In den Gesprächen war es weiterhin aufschlussreich, herauszuhören, dass der größte Wunsch darin besteht, einer Region und den Menschen die dort leben eine Perspektive zu geben und kontinuierlich an einem Aufbau zu arbeiten. Anschließend an die offizielle Gesprächsrunde wurden wir zu Kaffee und Kuchen eingeladen. In ein paar informellen Gesprächen wurde deutlich, dass besonders die Frauen dankbar für die Arbeit von KRDF sind. Denn dadurch haben einerseits einige von ihnen einen neuen Arbeitsplatz bekommen und andererseits stärkt diese NGO ihre Stimme innerhalb der Gesellschaft.
Der Besuch zeigte, dass gesellschaftliche Veränderungen durch die kontinuierliche Arbeit mit den Menschen vor Ort möglich sind und vorangetrieben werden können.
Weitere Informationen zu KRDF unter http://www.krdf.ge.