Nach dem spannenden Gespräch mit Botschafterin Gudrun Steinacker führte uns der Weg nach Struga. Geplant war von Beginn an ein Zwischenstopp in der mit etwa 75.000 (Großraum 86.000) Einwohnern zweitgrößten Stadt Mazedoniens – Bitola.
Bitola ist eine Stadt mit großer mazedonischer Mehrheit (fast 70.000). Albaner sind hier mit etwa 2.500 Bewohnern klar in der Minderheit. Zu erklären ist dies auch dadurch, dass die Stadt in den 2001 ausgebrochenen Konflikt zwischen beider Ethnien hineingezogen wurde. Nach einem tödlichen Anschlag auf mazedonische Soldaten durch die UCK griffen damals Mazedonier albanische Geschäfte und Moscheen an. Die Albaner reagierten daraufhin überwiegend mit dem Verlassen der Stadt.
Bitola ist ein wichtiges kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Mazedoniens, was schon bei der Anfahrt durch die vergleichsweise hohe Dichte an Industriebetrieben und Gewerbegebieten sichtbar wird. Insbesondere das ansässige Kohlekraftwerk ist ein wichtiger Arbeitgeber und produziert 80% des gesamten mazedonischen Energiebedarfs. Doch auch Handwerk, Landwirtschaft und Tourismus sind nicht zu vernachlässigende Standortfaktoren der Stadt.
Aufgrund von Zeitmangel war lediglich ein etwa halbstündiger Halt möglich, weswegen sich dieser Bericht auf Eindrücke von dem Leben in Bitola beschränkt und weniger auf die berühmten katholischen und orthodoxen Kirchen sowie Moscheen. Bei dem Weg durch die Fußgängerzone reiht sich Café an Restaurant und man wird das Gefühl nicht los, weniger in Mazedonien als in einer beliebten italienischen Bergstadt zu sein. Nicht zuletzt liegt dies daran, dass die besagten Cafés und Straßen überfüllt sind mit Menschen aus Bitola und Umgebung.
Die Atmosphäre der Stadt lässt sich am ehesten durch eine Anekdote veranschaulichen. So verfügten drei Stipendiaten nur noch über 10 Minuten für einen Snack bis zur Weiterfahrt (man erinnere an den Zeitmangel!). Ein „Fast-Food“ Kebap erschien als schnelle und kostengünstige Alternative zu den übrigen Restaurants. Auf die Frage, ob die Mahlzeit innerhalb von 10 Minuten fertig sein könne, wurde wie selbstverständlich mit dem Kopf genickt. In aller Seelenruhe wurde jedoch jetzt erst das Mehl herbeigeschafft, um in Ruhe das Brot zu backen. Auch das Fleisch wurde nicht, wie man es vielleicht gewohnt ist, vom Spieß geschnitten, sondern eher abgekratzt und in Seelenruhe weitergebraten. Nach schätzungsweise 20 Minuten Zubereitung blieb den Dreien nur noch ein Sprint zum Bus, in welchem der dennoch köstliche Snack verzehrt werden konnte.
Vielleicht ist es gerade diese Ruhe, die Bitola so besonders macht. Man kann sich nur wünschen, dass sich auch das Verhältnis von Mazedoniern und Albanern in Bitola der Kebapzubereitung angleicht – entspannt, heiter und schmackhaft.