Erfahrungsbericht über eine Studienexkursion nach Bosnien-Herzegowina (Teil 3)

(Kristine Avram, Universität Marburg)

Im letzten Teil meines Berichtes möchte ich euch noch einige visuelle Eindrücke meiner Reise vermitteln.

Das obere Bild zeigt besagten Gedenkstein mit der Zahl 8372.
Mit etwa 2,5m auf 2m ist dieser relativ aufmerksamkeitserregend.

Auf der Säule ist folgendes Gebet zu lesen:
„We pray to Almighty God, may grievance become hope! May revenge become justice! May mother’s tears become prayers.
That Srebrenica never happens again to no one and nowhere!”

Interessanterweise ist das Gebet nicht in der sonst für die Republika Srpska gängigen kyrillischen Schrift abgebildet, sondern in Englisch und Bosnisch (lateinische Schrift) wie auch Arabisch.

Obenstehendes Plakat ist auf einem Privatgelände angebracht, welches direkt an das Memorial angrenzt und mit seiner Größe sogar von der Straße zu erkennen ist. Die abgebildeten Signalwörter bedürfen wohl keiner näheren Erläuterung, jedoch sei an dieser Stelle die Frage aufgeworfen, ob dieses einer Versöhnung entgegenwirkende Plakat tatsächlich nicht durch gesetzliche Regelungen bzw. politische Bemühungen von dort verbannt werden kann?!
Zumal viele Bürger aus Srebrenica das Plakat ebenso als deplatziert empfinden, zumindest vordergründig.
Daneben ist auch ein Souvenirshop, an dem man quasi vorbeigehen muss, Gegenstand einiger Kontroversen, was letztlich auch ein Öffnungsverbot am Gedenktag hervorgerufen hat. Dieser befindet sich zwischen dem Gelände mit den Gräbern auf der einen Straßenseite und dem einstigen UN-Quartier, in dem eine Ausstellung zu sehen ist, auf der anderen Straßenseite. In diesem werden neben T-Shirts und Tassen mit Srebrenica-Schriftzug insbesondere muslimisch orientierte Gegenstände wie Korane oder Mekka-Bilder angeboten. Inhaberin ist eine Dame, die selbst im Opferverband der Srebrenica-Frauen Mitglied ist und mit der vor unserem Besuch ein Gespräch stattfand. Nach diesem erwarteten wir eigentlich einen Blumenladen.

Hier ist ein Ausschnitt der Gräberreihen zu sehen, die, wenn man sich in der Mitte des Memorials befindet, unsäglich weit reichen.  Das Ausmaß wird insbesondere dann deutlich, wenn man berücksichtigt, dass die Gräber aus Platzgründen lediglich mit einem und nicht wie sonst üblich mit zwei „Grabsteinen“ versehen wurden. Neben den muslimischen Gräbern gibt es bisher ein einziges orthodoxes Grab am anderen Ende.

Auf dem unteren Bild befindet sich die Stadt Srebrenica, die nicht viel größer als jener Ausschnitt und zum Großteil wieder aufgebaut ist.

Untenstehende Fotografie ist im wohl kältesten Museum der Welt, sprich während des Winters in Sarajevo, zu finden. Ich habe das Bild deshalb aufgenommen, weil es für mich den Kriegsmodus in Sarajevo versinnbildlicht, indem es die Einbettung der dreijährigen Belagerung in den Alltag der Bevölkerung darstellt: Eine festlich gekleidete Mutter rennt in Stöckelschuhen mit ihrem Kind auf dem Arm über eine Kreuzung, die zur „Sniper Alley“ zählt.

Auf dem unteren Bild befindet sich wohl eines der bekanntesten Symbole aus dem Bosnien-Herzegowina-Krieg, nämlich die Brücke von Mostar. Das Weltkulturerbe ist einst völlig zerstört gewesen und nun wieder Attraktion für unzählige Touristen, die mit Hilfe des „Don’t forget“- Steins an die Ereignisse zu Beginn der 1990er Jahre erinnert werden.

Nach meinem Aufenthalt in Bosnien-Herzegowina bin ich nach Kroatien gereist und von dort über Montenegro und Kosovo bis nach Mazedonien. Weiter ging es dann nach Bulgarien, Österreich, Tschechien und wieder Österreich. Da ich eure Aufmerksamkeit auch nicht überstrapazieren möchte, sind im Folgenden lediglich vier auf die Thematik bezogene, prägnante Bilder zu sehen. Diese sind natürlich keineswegs repräsentativ und sollen auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass jedes Land eine Reise wert ist.

Allgemein trifft man des Öfteren auf ähnliche Äußerungen, wobei mich nicht unbedingt der Bezug zum Nationalismus an sich aufmerksam hat werden lassen, sondern vielmehr der Verweis auf Deutschland, Hitler, etc..

 

Hier ist eine Brücke in Skopje (Mazedonien) zu sehen, wohinter sich eine Baustelle befindet. Auf dem Bild zwar nicht so gut erkennbar, handelt es sich doch um den Bau eines „alten“ Gebäudes, d.h. dieses soll vielmehr so aussehen. Ebenso wie eine Vielzahl weiterer Baustellen mit eben jenem Ziel, sind viele Statuten in der Stadt aufgestellt, die den Anschein eines historischen Gebildes haben, tatsächlich aber neu sind. Aus meiner Sicht kann man hierbei die Suche nach Tradition und Geschichte bzw. deren Konstruktion erkennen.

Oben ist wieder ein Foto aus Skopje abgebildet, auf dem neben einer Kirche ebenso Flaggen zu sehen sind, wie überall in der Stadt. Noch nie habe ich so viele Flaggen gesehen und das diese nunmehr sogar vor einer Kirche anzutreffen sind, deutet für mich auf den starken Nationenbezug dieses jungen Staates hin und sollte in Zusammenhang mit dem oberen Bild gesetzt werden.

Unten ist die prachtvolle Alexander-Newski-Kathedrale aus Sofia zu sehen, die rechtsstehendes Schild am Eingang aufweist. In der Kirche selbst erinnert aber kein einziges Element an einen Gedächtnisort. Daher war ich auch umso überraschter als ich nach dem Besuch der Kathedrale eher zufällig über dieses Schild gestolpert bin.

Die bulgarischsprachigen Muslime nach 1989

Die Minderheit der bulgarischsprachigen Muslime, die so genannten Pomaken, besiedelt weitgehend konzentriert das Pirin-Gebirge und die Rhodopen sowohl auf griechischem als auch auf bulgarischem Territorium. Dazu existieren kleinere Siedlungsräume um Loveč und Teteven in Nordbulgarien. Trotz einiger Differenzen in der Literatur kann von etwa 250.000 in Bulgarien sesshaften Personen ausgegangen werden. In der Türkei als auch in Mazedonien leben weitere Vertreter dieser Minorität, deren Zahl sich jedoch nur schwer bestimmen lässt.
Seit der Gründung des modernen bulgarischen Staates im 19. Jahrhundert waren die Pomaken immer wieder ein „trinationales Streitobjekt“. Sowohl Bulgarien als auch Griechenland und die Türkei waren bestrebt, die Pomaken zu instrumentalisieren bzw. zu assimilieren.
Während an anderer Stelle einige Überlegungen zu ihrer Herkunft angestellt wurden, gibt dieser Artikel einen kurzen Überblick über die Entwicklung in Bulgarien nach dem Jahr 1989. Es handelt sich hierbei um eine leicht veränderte Fassung eines Vortrages an der Karls Universität Prag aus dem Jahr 2005.
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IMIR – International Center for Minority Studies and Intercultural Relations

The International Center for Minority Studies and Intercultural Relations (IMIR) was founded in April 1992 in cooperation with the Center for the Study of Islam and Christian – Muslim Relations (CSIC), Birmingham, UK and the Center for Research in Ethnic Relations (CRER), Warwick, UK. IMIR is a private, non-political, non-profit and non-governmental organization. IMIR is dedicated to the values of peaceful coexistence and tolerant interaction between different cultures, ethnoses and religions in Southeastern Europe and actively works for preservation and integration of all minority communities in Bulgaria.

In the first years of its existence and especially during the period of the worst economic crisis in Bulgaria (1996-1997), the humanitarian work was equally important segment of IMIR’s activities as was the research and scientific work. In the years after the crisis, IMIR continued to work as a donor institution, assisting various minority communities in Bulgaria through its scholarship program, its support for minority media and its support for research programs dealing with minorities. In the recent years, IMIR has gradually downsized its donor activity, thus turning into a genuine think-tank, fully devoted to production of expert research, analyses, forecasts and policy recommendations.

IMIR works with some of the best Bulgarian experts on issues like minority rights, minority integration, migrations, human trafficking, Islam, and inter-ethnic and inter-religious relations. Relying on the intellectual potential, integrity and dedication of these experts, IMIR has earned national and international recognition for its academic research, and for its studies of interethnic and religious issues in Bulgaria and the wider Balkan region. The Center has always been active in stimulating the inter-Balkan relations and the regional cooperation, and has established a number of partnerships with academic and non-governmental organizations not just in Bulgaria and other Southeast European countries, but across Europe.

Quelle

URGENT ANTHROPOLOGY – IMIR’S TRADEMARK

The method of Urgent Anthropology, developed by Antonina Zhelyazkova, the Chair of IMIR’s Board of Directors, has become one of the most important IMIR’s trademarks. By sending multi-disciplinary research teams into the heart of the Balkan conflict zones such as Kosovo, Macedonia, Bosnia-Herzegovina and southern Serbia in the most critical times (during or immediately after the eruption of crises), IMIR has received international praise for its timely, accurate and impartial analyses of the regional hot-spots. The result of this work was the highly acclaimed Urgent Anthropology book series.

THE MAIN OBJECTIVES OF IMIR ARE:

To study the inter-religious and inter-ethnic issues in Bulgaria, in the Balkans, and the Mediterranean region, and to analyze the zones of compatibility and incompatibility between Islam and Christianity.

To disseminate the knowledge about the ethnic, religious, cultural and linguistic minorities, as this is the only way to overcome xenophobia and to cultivate mutual confidence and understanding.

To work for the peace and peaceful coexistence of various ethnic and religious communities in Bulgaria and in the Balkans and to promote tolerance and equality among all the ethnic and religious communities.

To contribute to the creation of open society in the Balkans in order to overcome the prejudices towards the “internal others” – the minorities, and the “external others” – the Balkan neighbors.

To combat discrimination towards the minorities in order to secure social, cultural and political inclusion of minorities.

IMIR’S FIELDS OF INTEREST

The following fields are the main focus of IMIR’s research:

STUDIES OF ISLAM

IMIR works with the best regional specialists on Islam and the Arab world and their experience and knowledge is of exceptional value for the understanding of complex issues, related to the conflicts in Middle East and with international terrorism. IMIR’s outstanding achievements in this field were recognized long ago. The landmark work in the field are eight volumes of IMIR’s series The Fate of Muslim Communities in the Balkans. The books from this series are in great demand among the students, academics, researchers, etc. The current tensions in the relations between Christians and Muslims have made our specialists some of the most sought after experts in the country and their opinion is demanded both by politicians and the media. IMIR is producing some of the most precise forecasts for possible inter-ethnic and religious tensions on the Balkans and studies on the state of the Muslim communities in the region.

MIGRATIONS

In recent years, IMIR has conducted extensive research of emigration patterns of Bulgarian citizens, especially those of minority ethnic origin. IMIR is also studying the communities of immigrants, settling permanently in Bulgaria (Arabs, Kurds, Chinese, Vietnamese, and nationals of various African countries). The Center has also started a research on trafficking of women and children from, through and to Southeast European countries.

BALKAN TENSION ZONES

IMIR will continue with its fieldwork and researches in those parts of the Balkan peninsula, characterized by inter-ethnic and religious tensions. Thus IMIR will try to live up to its reputation as an organization, producing the best research, analyses and policy recommendations in regard with the potential and actual conflict zones in the Balkans.

EDUCATION OF MINORITY COMMUNITIES / MULTI-CULTURAL EDUCATION

IMIR’s work in the sphere of education has lead to the breaking up of conservatism and prejudices and helped the establishment of a new, growing and increasingly vocal intellectual elite within the minority communities. Bulgarian government is looking more and more often to IMIR and other NGOs for advice and experience in dealing with the reintegration of minorities into the education system. IMIR’s successful work with the education of children and youth from Turkish and Bulgarian Muslim communities could and should be developed and adapted to the needs of the Roma community, where the issue of education is the most critical. IMIR’s long-term work with the Roma community is of exceptional importance for the efforts for the full integration of Roma into the Bulgarian society. IMIR has conducted a number of studies on topics like employment and education problems of Roma in Bulgaria, which served for the preparation of relevant government’s policies.

PUBLISHING ACTIVITY

IMIR plans to develop and improve on its publishing activity. Due to the limited funds, IMIR’s books, which are usually based on the research conducted by the Center, were usually printed in small circulation and only in Bulgarian language, which seriously limited the distribution outside the country. IMIR is currently working on several possibilities for obtaining additional funding for translation, which would significantly increase the effect of IMIR’s work abroad.

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CONTACT:
For more information contact Marko Hajdinjak at marko@imir-bg.org

Sofia 1303, 55 Antim I St.
Tel: (+359 2) 8323112, 8324044
Tel/fax: (+359 2) 9310-583