Workshop:
Strategien – Konstruktionen – Visionen der Einheit: Die Idee des Slawentums in Mittel-, Ost- und Südosteuropa im 20. Jahrhundert
Kurzbeschreibung:
Die Ideologie der slawischen Einheit beruht auf einer Übertragung von sprachgeschichtlichen Gemeinsamkeiten der slawischen Völker auf kulturelle Identitäten sowie auf politische Zielsetzungen. Romantische Sprachforscher postulierten, dass es nur eine einzige slawische Sprache gebe, die sich in mehrere Dialekte ausdifferenziert hätte. Auf dieser Grundlage forderte man, dass man sich der gemeinsamen Kultur bewusst werden und einen gemeinsamen Staat erkämpfen solle. Im Dienst des gemeinsamen Slawentums wurden unterschiedliche transnationale, nationale und regionale Modelle der Einheit entworfen, in denen jedoch die Spannung von Mehrheiten und Minderheiten, von Kolonisierung und Selbstaufopferung ungelöst blieben.
Eine neue Wende nahmen die slawischen Einheitskonzepte im 20. Jahrhundert, als nach dem Zerfall der alten Imperien im Ersten Weltkrieg neue multinationale Staaten wie die Tschechoslowakei, Jugoslawien und die Sowjetunion gegründet wurden.
Der Fokus der Veranstaltung richtet sich insbesondere auf mediale Strategien sowie auf politisch-propagandistische Instrumentalisierungen der Idee der slawischen Einheit nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Programm:
Donnerstag, 1. Dezember 2011, Dorotheenstraße 65, Raum 3.246
10.00 Eröffnung und Einleitung durch den Prodekan der Philosophischen Fakultät II, Christian Voß
10.15 Tomáš Glanc / Tanja Zimmermann, Einführung
Panel 1: Sprachen der Einheit – rhetorische und diskursive Strategien der Einigung
10.30 Michail Odesskij (Moskau), Topos der slawischen Einheit in Bakunins Beichte
10.50 Kristin Lindemann (Konstanz), „Glaubensbrüder“ oder „Blutsbrüder“. Die bosnischen Muslime zwischen Panislamismus und Panslawismus Ende des 19. Jahrhunderts
Diskussion
11. 30 Kaffeepause
12.00 Rumjana Koneva (Freiburg im Br.), Trotz der „Befreiung“. Kulturhistorischer Diskurs in Bulgarien im 20. Jahrhundert
12.20 Susanne Frank (Berlin), Linguistische Einheitskonzepte an der Peripherie
Diskussion
13.30 Mittagspause
Panel 2: Bilder der Einheit
15.00 Tomáš Glanc (Berlin), Zwischen Einheit und Singularität, Inklusion und Exklusion: Slawentum bei Kramář, Beneš und Alfons Mucha
15.20 Barbara Murovec (Ljubljana), Die Monatszeitschrift „Slovan“ und das Slawentum in der Kunst Sloweniens
Diskussion
16.00 Kaffepause
16.30 Nataša Ivanovič (Ljubljana), Paintings for the Town Hall in Ljubljana: Hribar’s Vision of Slavic Identity
16.50 Katarina Mohar (Ljubljana), Visions of Unity in Slovenia – Slavko Pengov’s historical fresco cycles
Diskussion
Freitag, 2. Dezember 2011, Dorotheenstraße 65, Raum 5.57
Panel 3: Mächte der Einheit – Propaganda und die slawischen Vielvölkerstaaten
10.00 Tatiana Ivantyšynová (Bratislava), „Tschechslowakismus“ und politische Instrumentalisierung der slawischen Idee in der Slowakei
10.20 Manuela Schwärzler (Konstanz), Slawisches Bewusstsein vor und nach dem Prager Frühling
Diskussion
10.40 Tanja Zimmermann (Konstanz), Die Idee des Slawentums im „alten“ und „neuen“ Jugoslawien: Ausstellungswesen und illustrierte Presse
Diskussion
12.00 Abschlusslunch
Kontakt:
Tomas Glanc
Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Slawistik, Dorotheenstraße 65, 10099 Berlin
+49 30 2093-5177 / -5175
+49 15229547713
tomas.glanc@