(Kristin Kretzschmar)
Überquert man momentan die Moldau vom Rudolfinum aus kommend über die Manes Brücke, hat man nicht nur einen schönen Blick auf die Karlsbrücke und die Prager Burg sondern auch auf das Prager Occupy Camp.
Als im letzten Herbst in Frankfurt oder Berlin Occupy Camps im Sinne der Occupy Bewegung eingerichtet wurden, tat sich in Prag kaum etwas. Neben Berichten einiger Think Tanks nahmen die Medien nur marginal Notiz von der neuen Bewegung.
Doch seit inzwischen nun mehr als einer Woche besteht ein Occupy Camp in Prag. Unweit der Metro- und Tramstation Malostranska haben die Aktivisten eine Wiese besetzt. Das Camp wirkt zunächst unscheinbar: ein Dutzend Zelte, ein kleiner Informationsstand an dem nur tschechisch gesprochen wird und Petitionen zu verschiedenen Themen ausliegen und einige Plakate. Der Tatendrang ist allerdings unübersehbar. Jeden Abend finden ab 18.00 Uhr Diskussionsrunden statt, zum Teil mit Simultanübersetzung. Die Besetzer wollen sichtbar sein und ihren Anliegen (Spektrum von Banken-Kritik bis Umweltschutz) eine Stimme verleihen.
Dieses noch kleine Camp, aber auch vorherige durch Gewerkschaften organisierten Großdemonstrationen, verleihen den Eindruck, dass die Zivilgesellschaft Tschechiens aus ihrem Schlaf erwacht ist und bereit ist für Änderungen einzustehen.