„Wenn nichts passiert, wird das explodieren!“

(Gabriel Deutscher)

Zum Auftakt unserer Studienreise in Mazedonien trafen wir uns mit dem lokalen Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Skopje, wo uns dessen Leiter Dr. Heinz Bongartz, ein sympathischer Rheinländer in Jeans und Poloshirt, sowie seine Mitarbeiterinnen Nita Starova und Jasmina Chukalkovska begrüßten. In den modernen Räumen im zweiten Stock eines Bürokomplexes am Rande der Skopjoter Innenstadt  arbeiten fünf lokale Projektkoordinatoren und ein Logistiker und ein Praktikant, um im Sinne der FES Demokratie, Frieden und Entwicklung zu Fördern und Globalisierung sozialverträglich zu gestalten. In Mazedonien heißt dies vor allem, das demokratische System durch politische Bildung von Multiplikatoren zu stärken, die Partizipationsfähigkeit von Minderheiten zu erhöhen und durch frühzeitige Prävention neuen Konflikten entgegenzuwirken.

Dr. Bongartz führte uns in einer offenen Diskussion zunächst in die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Lage Mazedoniens ein. Die Beziehungen des jungen, erst seit 1991 unabhängige Staates zu seinen Nachbarn sind noch immer von Spannungen geprägt. Insbesondere der „Namensstreit“ mit Griechenland behindert die Integration in die NATO und die Europäische Union. Bongartz machte deutlich, das die griechische Position zwar für Mazedonien problematisch ist, doch „die Griechen sind nicht Schuld.“ Streitpunkt sei die politische Identität von Staaten und auf beiden Seiten fehle der politische Wille für einen Kompromiss.

Innenpolitisch seien jedoch die interethnischen Beziehungen, die im Fokus unserer Reise stehen, das Hauptproblem. Ausgangspunkt sei der beginnende Bürgerkrieg 2001, bei der albanische Kämpfer der UČK für mehr Rechte der albanischen Minderheit gegenüber der mazedonischen Mehrheit kämpften. Dank internationaler diplomatischer Intervention und friedenserhaltender Maßnahmen konnte der offene Konflikt im Rahmenabkommen von Ohrid beigelegt werden, das insbesondere die Beteiligung der albanischen Bevölkerung an gesamtstaatlichen Entscheidungen, weitgehende Rechte in der lokalen Selbstverwaltung und die Gleichstellung beim Zugang zum öffentlichen Dienst und im Bildungswesen regelte. Doch die Spannungen flammten insbesondere im Frühjahr dieses Jahres wieder auf, als ein mazedonischer Polizist zwei junge Albaner erschoss. Hierauf kam es zu Ausschreitungen in Schulen und fünf Mazedonier wurden unter ungeklärten Umständen ermordet.

Die wirtschaftliche Situation Mazedoniens beschreibt Bongartz als sehr kritisch. Die Arbeitslosigkeit beträgt über 30%, die Jugendarbeitslosigkeit sei mit 65% noch deutlich höher. Seit Anfang des Jahres seien die Lebensmittelpreise, insbesondere für Brot und Milch, deutlich gestiegen. Ungefähr 20% der Bevölkerung lebe unter der Armutsgrenze. Erschwerend komme die steigenden Energiepreise hinzu.

Bongartz kritisiert die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Regierung. Statt wirtschaftliche Reformen voranzutreiben, investiere die Regierung in das Megaprojekt Skopje 2014, mit dem der Mythos eines antiken Mazedonien verkörpert werden soll. Alleine für dieses Projekt habe der Staat einen Kredit über 240 Mio. EUR mit einem sehr hohen Zinssatz aufgenommen. Der Staat sei derzeit kaum noch zahlungsfähig und die Fälligkeit des ersten IWF-Kredits 2015 könnte zur endgültigen Insolvenz führen. Die qualifizierten jungen Leute wandern aus, zurückbleiben rund 100.000 Arbeitslose, die als nicht beschäftigungsfähig gelten – bei einer Gesamtbevölkerung von 2 Millionen Einwohnern. „Wenn nichts passiert, dann wird das explodieren“, so Bongartz.

Die Politische Kultur Mazedoniens leidet unter dem Erbe des Sozialismus und der Transformationsprozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Zwar sei formell das Skelett eines demokratischen Staates vorhanden, doch das System selbst beruhe auf Korruption, Nepotismus und einer Kultur der Angst. Seit der Cousin des Regierungschefs Leiter des Geheimdienstes ist, müssten Oppositionelle damit rechnen, dass nicht nur sie selbst aus allen Stellen des Staatsapparates ausgeschlossen würden, sondern auch ihre Verwandten. Nicht von ungefähr vergleicht Bongartz das System mit anderen osteuropäischen Autokratien. Es herrsche ein Top-Down-Denken, in dem ausschließlich bedingungslose Loyalität zähle. Das politische Leben sei von einem Lagerdenken geprägt, in dem Wahlkampf als Krieg verstanden würde. In ihrem Willen, Pfründe für die eigenen Anhänger zu sichern und sich selbst zu bereichern, würden sich die konservative VMRO und die postsozialistische SMDP untereinander genauso wenig unterscheiden, wie die drei albanischen Parteien.

Ein grundsätzlicher Wandel sei nur eine Graswurzelbewegung zu erwarten. „Aus Movements können Parteien werden“, hofft Bongartz, doch bisher fehlen Persönlichkeiten die eine solche Bewegung tragen könnten und Ideen, die Veränderung bringen. Eine Schlüsselrolle habe dabei die Zivilgesellschaftsförderung, insbesondere durch die EU.

Keiner will mehr Krieg auf dem Balken, doch die Situation, so unser erster Eindruck ist weniger ruhig, als man angesichts der fehlenden Medienberichterstattung in Deutschland annehmen könnte. Hieran kann auch das Abendessen mit jungen aufstrebenden Parteifunktionären, Teilnehmern der politischen Akademie der Friedrich-Ebert-Stiftung und Absolventen des internationalen  Parlamentsstipendiums des Bundestags nichts ändern. Auch hier stoßen wir auf interethnische Vorbehalte, auf Ratlosigkeit gegenüber der wirtschaftlichen Situation und auf fehlende Kompromissbereitschaft gegenüber anderen politischen Meinungen. Der Abend vermittelt die Lebensfreude der Menschen, für die Politik nicht Alles ist, solange es noch Šopska Salat, gebackenen Käse und große Fleischportionen gibt. Einen Brotkorb sucht man vergebens, denn um uns herum sitzen nur die gut ausgebildeten, einflussreichen, parteinahen Funktionäre von morgen.

Heinz Bongartz und Nita Starova und dem FES-Büro Mazedonien sind wir zu größtem Dank verpflichtet. Ohne Sie wäre die Exkursion nach Mazedonien in dieser Form nicht realisierbar gewesen. So vermittelten sie uns nicht nur die Kontakte zu zahlreichen NGOs und hochrangigen Vertretern von Parteien und Zivilgesellschaft, sondern halfen uns auch bei der logistischen Durchführung bis hin zur Buchung der Hotels.

Als Referent im Kosovo – Bericht über die Political Academy for Progressive Youth 2012

(Ruben Werchan) Im März 2012 startete der stipendiatische Arbeitskreis (AK) Osteuropa die „Eastern Expertise“. Hinter der „Eastern Expertise“ steht die Idee, die Auslandsarbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Osteuropa stärker mit den osteuropainteressierten Stipendiaten/innen zu vernetzen. Zu diesem Zweck wurde den Auslandsbüros der FES von Seiten des AKs eine Datenbank zur Verfügung gestellt, in die sich Mitglieder des AKs auf Wunsch eintragen lassen können. Diese Datenbank gibt Auskunft über Interessengebiete und Qualifikationen der Stipendiaten/innen und ist gedacht als Verzeichnis von interessierten und qualifizierten Nachwuchswissenschaftlern, die den Büros als potentielle Referenten/innen zur Verfügung stehen.

Eine der ersten Reaktionen, die wir auf diese Initiative erhielten kam vom Büro der FES in Prishtina, im Kosovo. Scheinbar erreichte die „Eastern Expertise“ das Büro in Prishtina genau zur richtigen Zeit, denn dort wurde für das zweite Modul der „Political Academy for Progressive Youth 2012“ (PAfPY) noch ein Referent für den Themenblock „Wirtschaft und Sozialdemokratie“ gesucht. Nachdem das Büro das „Eastern Expertise“ Verzeichnis erhalten hatten, wurde ich als Politik- und Wirtschaftswissenschaftler eingeladen, einen Block zu diesem sehr breiten Oberthema zu referieren. Ich teilte mir das Thema mit Dr. Thomas Greven von der FU Berlin. Da ich als erster zum Thema referieren sollte entschied ich mich meinen Block so zu gestalten, dass ich einen Überblick über mögliche wirtschaftstheoretische Begründungen sozialdemokratischer Politik geben würde.

Die PAfPY 2012 fand in der Zeit von April bis Oktober 2012 in verschiedenen Städten im Kosovo statt. Sie kombiniert politische Bildung und politisches Training mit dem Ziel junge Menschen aus dem Kosovo zu verantwortungsbewussten Führungspersönlichkeiten weiterzubilden. Sie richtet sich nach eigenen Angaben an Menschen mit progressiven Ideen für die kosovarische Gesellschaft, welche auf den Werten von Freiheit, Gleichheit, sozialer Gerechtigkeit und Solidarität fußten. Die Academy hat es sich zum Ziel gemacht, sowohl Wissen als auch Fertigkeiten für politische Tätigkeit zu vermitteln. Dabei wurden folgende fünf Themen in fünf Veranstaltungen schwerpunktmäßig behandelt:

      1. Die Prinzipien einer demokratischen politischen Kultur und eines demokratischen politischen Systems

 

      2. Effektive und sozial gerechte Gesetzgebung zur Schaffung von nachhaltiger Entwicklung und eines sozialen Wohlfahrtsstaats

 

      3. Gute Regierungsführung und Dezentralisierung

 

      4. Der EU-Integrationsprozess für den Kosovo

 

    5. Eintreten für soziale Rechte

Ich selbst nahm, wie bereits erwähnt, an der zweiten Veranstaltung als einer von drei Referenten teil. Die anderen Referenten waren Arne Hasselgren von der Sozialdemokratischen Partei Gothenburg (Schweden) und der bereits genannte Dr. Greven. Herr Hasselgren beschäftigte sich auf der Academy vor allem mit Wohlfahrtsstaatsentwicklung und Dr. Greven vertiefte die Thematik „Wirtschaft und Sozialdemokratie“ dahingehend, dass er vor allem über das Verhältnis zwischen Sozialdemokratie, Gewerkschaften und Unternehmen einging.

Ich selbst hatte mich für mein Referat entschieden, „Sozialdemokratie“ an den sozialdemokratischen Idealen ‚Freiheit’, ‚Gleichheit’ und ‚Solidarität’ festzumachen und zu untersuchen, wie aus wirtschaftstheoretischer Perspektive eine Politik, die auf diesen Idealen fußt, aussehen und wie sie sich auf das Marktgeschehen und die gesellschaftliche Wohlfahrt auswirken kann. Von diesen Überlegungen ausgehend stellte ich dar, wie einzelne politische Programme (öffentliches Bildungs- und Gesundheitswesen, soziale Transferleistungen, Arbeitsmarktpolitik und progressive Besteuerung) dazu beitragen können eine freiere, gleichere und solidarischere Gesellschaft zu schaffen. Im Anschluss an meine Präsentation diskutierte die Teilnehmern/innen mit mir über die Möglichkeit der Realisierung einzelner Politiken. Diese Frage schien die jungen Kosovaren/innen mehr als alles andere zu beschäftigen, was vor dem Hintergrund eines Landes, dass sich noch im Aufbau politischer und gesellschaftlicher Strukturen befindet, leicht nachvollziehbar ist.

Generell wurde auf der Veranstaltung der stockende Aufbau einer Staatlichkeit im Kosovo bemängelt, der auch auf den international ungeklärten Status des Landes zurückgeführt wurde. Weniger als die Hälfte der Mitgliedsländer der Vereinten Nationen haben den Kosovo als autonomen Staat anerkannt. Vor allem die Herrschaftsansprüche von serbischer Seite führen in der Region immer wieder zu Konflikten. Dieser Konflikt wird in der Stadt Mitrovica, in welcher dieses zweite Modul der PAfPY stattfand, besonders deutlich. Mitrovica liegt an der Grenze zu dem Gebiet, das innerhalb des Kosovos mehrheitlich von ethnischen Serben (und nicht von Kosovo-Albanern) bewohnt wird. Entlang eines Flusses ist die Stadt in eine serbische und eine kosovo-albanische Seite gespalten. Da es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen kommt, sind die Brücken über den Fluss teilweise nur noch für Fußgänger passierbar und werden von beiden Seite militärisch bewacht. Auch NATO-Truppen sind präsent. Tatsächlich scheint es, als würde man mit dem Fluss eine Landesgrenze überschreiten: Sprache, Schrift, Währung und sogar das Mobilfunknetz ändern sich sofort auf der nördlichen Uferseite. Es ist offensichtlich, dass die Region von einer Lösung des Konflikts noch weit entfernt ist. Die Teilnehmer_innen der Veranstaltung waren jedoch mehrheitlich der Überzeugung, dass der ungeklärte politische Status und die andauernden ethnischen Konflikte die Hauptgründe dafür sind, dass sich ausländische Investitionen in Grenzen halten und die Entwicklung des Landes nur langsam voran geht.

Es war sehr inspirierend, sich mit informierten und interessierten Menschen über die Zukunft des jungen Landes auszutauschen und mit ihnen Visionen über die politische Zukunft des Landes zu entwickeln. Dabei waren die Diskussionen von einem starken Pragmatismus geprägt, der aber glücklicherweise nur selten in Mutlosigkeit mündete, was in Anbetracht der derzeitigen politischen und ökonomischen Lage (vor allem die hohe Jugendarbeitslosigkeit ist ein Problem) im Kosovo durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. Ich wünsche mir, dass die Political Academy for Progressive Youth die Teilnehmern/innen motiviert hat, sich weiterhin für eine demokratische Entwicklung des Kosovos stark zu machen und ihnen noch einige zusätzliche Argumente geliefert hat, warum es lohnenswert ist, dabei die Ideale von Solidarität und sozialer Gerechtigkeit zugrunde zulegen.

Weitere Informationen zur Political Academy for Progressive Youth gibt es hier und allgemein zur FES in Prishtina hier.

Russia: What Is To Be Done? A To-Do-List for the next US-President

(Liana Fix)

Zuerst veröffentlicht in globalpolicy.

NATO Missile Defence, Syria, Arms Control – there are many Gordian knots in US-Russia relations. Here is an instruction for the next US-President how to deal and what to do with Russia.

1. Call Russia a Great Power.
It won’t do you any harm and they want to hear it so desperately. Everyone knows that Russia is at best a declining regional power, so why not tell a white lie if it helps improving relations with your cold neighbour.

2. Forget about Pussy Riot.
The media loves the story: three young, nice-looking girls, sent to a Russian prison camp by a 21st century version of Ivan the Terrible. That’s simplifying and populistic. Be smarter. Yes, it is a sad and tragic story. But there are more serious problems in Russia that have to be adressed. And even more important: Problems that actually concern Russians, like the notorious corruption. Because 70% of the Russian population believes that the verdict against Pussy Riot was justified or even not hard enough.

3. Don’t play by Russian rules.
Russia joined the WTO? Welcome! But: There are rules which even the biggest country on earth has to follow. Don’t let Russia get away with exceptions or protectionist measures and be tough enough to press for consequences, if necessary. Russians love to play by their own rules, and they are best at it. Don’t try to join your eastern friends in Russian roulette if you don’t want to end up like the gambler in Dostoyevsky’s brilliant piece.

4. Who’s afraid of Russian gas?
Russia is not the almighty energy Ba’al anymore. Shale gas and LNG are up-and-coming. More and more countries refuse to accept expensive long-term contracts, and China even does not want to buy Russian gas at all. Putin’s favourite foreign policy weapon Gazprom is in decline, and it is managed like a luxurious yacht party. No reason to be afraid anymore! (And remind your British friends to look out for new Chelsea sponsors.)

5. Get Russia on board.
Positive examples in cooperation with Russia are rare, but there are some, for example Iran and Afghanistan. That’s improvable. Grasp the opportunities and get Russia on board wherever you can. But beware: Never treat Russia as a junior partner! There is no cure for wounded Russian pride. Be clever and lead from behind.

6. Let them keep their bombs and do their parades.
It’s a psychological thing. The US have only once experienced a military attack on their soil, in Pearl Harbour. Russia was invaded by Poland in 1612, Sweden in 1707, France in 1812 and by Germany in 1941. And they regularly suffer terrorist attacks. It’s like having a rifle if you live in Texas. You most likely won’t use it, but you feel better having (and showing) it.

7. Ukraine is not Russia.
And also not ‚Little Russia‘. That’s a term used during the Russian Empire to describe parts of Ukraine under czarist rule – and nowadays gladly revived by Putin. Hopefully you already know this point. But just in case, it’s a good thing to keep in mind if you end up in a similar conversation with Putin like George Bush at a NATO meeting: ‚You don’t understand, George, that Ukraine is not even a state. What is Ukraine? Part of its territories is Eastern Europe, but the greater part is a gift from us.‘ Strange? Right. So please, mind your step.

8. Learn drinking wodka.
Think about Reagan and Gorbachev, the two men who ended the Cold War. It is all about personal relationships! And the easiest way to get personal with Russians is to drink wodka. Moreover, it is tasty. Tip: Swallow a spoon of olive oil before. It helps.

9. Read ‚Natasha’s dance‘ (Orlando Figes).
If you have some spare time at Camp David, read this brilliant book. And you will much better understand what the famous Russian soul is all about.

10. Travel to Russia.
At least once. Russians love to present their country, and it is actually beautiful. You don’t have to take the Trans-Siberian railway, but a short stop-over in Moscow and St Petersburg should fit every schedule. And it makes for good photos, remember Ronald and Nancy on Red Square in 1988.

Erinnerung der Repression – Repression der Erinnerung

Memorial“   ist die bekannteste russische Menschenrechtsorganisation, zu deren Arbeitsschwerpunkten auch die kritische Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit und die Fürsorge für Überlebende des sowjetischen Arbeitslagersystems Gulag gehören.

Am 26.11. wird die Geschäftsführerin von Memorial, Frau Elena Zhemkova, nach Berlin kommen. Frau Zhemkova wird über die „Erinnerung der Repression – Repression der Erinnerung“ in ihrem Land berichten.  „Sie geht der Frage nach, wie das tragische 20. Jahrhundert, das „Jahrhundert der Wölfe“, in der UdSSR und im heutigen Russland erinnert wird: Welche politische Rolle spielen die Geschichtsbilder, die vom Gulag, vom „Großen Vaterländische Krieg“ und vom Holocaust überliefert werden? Welche Ereignisse werden überhaupt erinnert und welche aus dem öffentlichen Bewusstsein der Russen verdrängt? Frau Zhemkova ermöglicht damit auch einen Einblick in die aktuellen Diskussionen um die Aufarbeitung des 20. Jahrhunderts in Russland.“ 


Die Veranstaltung findet am 26. November statt. Der Vortrag beginnt um 18 Uhr im Veranstaltungssaal der Bundesstiftung Aufarbeitung, Kronenstraße 5 in 10117 Berlin. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Weitere Informationen sind im Flyer und auf der Homepage der Bundesstiftung Aufarbeitung  zu finden.

Nicht-Berliner können die  Mitschnitte der Veranstaltung einige Tage nach der Veranstaltung auf der  Webseite  zum Nachhören finden.

Krusevo

(Christopher Forst)

Das unweit von Prilep in südlicher Richtung gelegene Krusevo war einst eine Republik. Der Ilinden-Aufstand gegen die Osmanen im Jahr 1903 wurde jedoch schnell niedergeschlagen und die Stadt verlor ihre Sonderstellung schon nach zehn Tagen wieder. Am 2. August feiert ganz Mazedonien den Ilinden-Tag, der eigentlich der Tag des heiligen Ilja ist, aber seit 1903 eine ganz andere Bedeutung bekommen hat.

Das Makedonium in Krusevo. Bild: Kristin Kretzschmar

Ein Museum und ein Denkmal erinnern heute an die „Republik Krusevo“ und die Opfer des Ilinden-Aufstands. Die Architektur des Denkmals ist jedoch sehr zweifelhaft. Das „Makedonium“ soll auch eine positive Zukunft betonen. Eine positive Zukunft ganz Jugoslawiens, wurde es doch unter Tito erbaut. Es erinnerte uns stark an das Brüsseler Atomium, ist jedoch deutlich kleiner und weniger spektakulär.

Der Ausblick von unserem Hotelbalkon auf die höchste Kleinstadt Mazedoniens gehört hingegen mit zu den schönsten Impressionen, die wir in Mazedonien erleben dürften. Auf keinen Fall sollte man verpassen, einen Sonnenaufgang in Krusevo zu erleben! Für die besonders schöne Bauweise in Krusevo gibt es sogar einen eigenen Begriff. „Krusevo-Villen“ säumen das Stadtbild. Ihre roten Dächer üben eine eigenartige Faszination aus. Titos Zerstörungswut hat nicht verhindern können, dass die Stadt bis heute einen besonderen Charme bewahrt hat.

Bilck auf Krusevo. Bild: Christopher Forst

Auch Tose Proeski hat die Stadt ins Blickfeld rücken lassen, wenn auch auf tragische Weise. Der aus Krusevo stammende balkanweit beliebte Sänger starb 2007 im Alter von nur 26 Jahren bei einem Verkehrsunfall. Seine Geschichte ist in Krusevo allgegenwärtig. Sein Grab sowie ein Museum zu seinen Ehren befinden sich am Fuße des Makedoniums.

Generell ist in der Kleinstadt in den letzten Jahren viel geschehen, um auch für den Tourismus interessant zu sein. Das Nachtleben ist erstaunlich lebendig und die frische Bergluft macht Krusevo zum echten Geheimtipp für Individualurlauber. Krusevo verfügt über vier sehenswerte orthodoxe Kirchen. Unter den rund 5000 Einwohnern sind die Wlachen die größte Minderheit. Krusevo gilt als Zentrum der Wlachen in Mazedonien. Sie gelten als besonders gut integriert in die mazedonisch-orthodoxe Gesellschaft.

novOstia e. V.
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