„Er ist vor 2 Jahren an Krebs gestorben. Er war noch jung. So wie sie. Alles wegen Tschernobyl. Jetzt erst wird das alles klar.“Diese Auskunft, die ein türkischer Tankwart in der Anfangssequenz des Films „Auf der anderen Seite“ von Fatih Akın dem Hauptdarsteller über den Sänger Kazim Koyuncu erteilt, zeigt, welche bedeutsame Rolle Tschernobyl im Bewusstsein der Menschen bis heute einnimmt. Die Wirkung Tschernobyls auf das Grüne Bewusstsein in Osteuropa ist Thema der Arbeit.
Aus Podgorica verabschiedete ich mich im Nachtbus gen Nis. Und mal wieder galt es viele hundert Serpentinen zu überwinden. Das Motorengeratter lud nicht zum einschlummern ein, doch irgendwann siegt die Müdigkeit. Am nächsten Morgen erreichte ich Nis, von wo aus ich in Richtung des eisernen Tors trampen wollte. Viele Einheimische konnten meine Entscheidung dahin zu fahren nicht verstehen.
Das Eiserne Tor war einst eine besonders schwierig schiffbare Stelle an der Donau. Seit dem Bau eine Kraftwerkes und dem zugehörigen Damm, ist dies nicht mehr so kompliziert. In den kleinen Fischerdorfen weht oft eine kühle Brise von der Donau und der nahegelegene Derdap Nationalpark lädt zum Wandern ein.
Frische Fische.
Nachdem ich mehrere Nächte im Bussen und im Zelt verbrachte, entschied ich mich mir eine Unterkunft zu gönnen und fand auf Vermittlung eine Bleibe bei einer älteren Dame. Als ich an ihrem Hoftor stand, war sie gerade damit beschäftigt Fische auszunehmen. Ihr Enkel war auf Besuch aus Belgrad und hatte den ganzen Tag gefischt. Aus einer Mischung deutscher und russischer Vokabeln und gezielter Anwendung von Handzeichen entstand eine Unterhaltung.
Fundstücke am Ufer der Donau.
Absolut nicht zu empfehlen ist der Campingplatz Brza Palanka (der einzige Campingplatz auf Serbischer Seite in einem Umkreis von 90km), auf dem ich eine Nacht verbrachte. Die Übernachtungen kosten 9€, es gibt keine Küche und die sanitären Einrichtungen lassen zu wünschen übrig. Eher zu empfehlen ist es wild zu campen: hierfür bietet sich besonders die kleine Ortschaft Tekija an. Unweit eines kleinen „Strandbades“ zelten die Angler auf einer Wiese. Man kann die Duschen des Bades und WCs der Kneipe nutzen, wenn man ab und an eine Limonade kauft. Die Angler sind meist mittleren Alters und sehr gesellig.
Besonderes Highlight sollte der Besuch der archäologischen Ausgrabungsstätten in Lepenski Vir werden. Hier bestand vermutlich seit 7000 v. Chr. eine Siedlung. Die Ausgrabungsstätten erzählen die Geschichte der Urbarmachung eines menschenfeindlichen Gebietes. Nach und nach eigneten sich die Bewohner neues Werkzeuge an und erreichten neue kulturelle Standards. Leider musste die Ausgrabungsstätte im Rahmen des Dammbaus versetzt werden.
Ottomanische Festung in Kladovo
Von Lepenski Vir aus wollte ich nach Novi Sip trampen um die Grenze gen Rumänien zu überqueren. Lale und Valentina, ein Ehepaar mittleren Alters, nahmen mich mit. Wie sich herausstellte sprach Lale deutsch mit österreichischen Akzent, da er mehrere Jahre als Steinmetz in Österreich arbeitet. Die beiden entscheiden sich, mir eine Stadtrundfahrt in Kladovo (ihrer Heimatstadt), inklusive einer Besichtigung des ottomanischen Festung, anzubieten. Nach einem reichhaltigen Mittagessen bei ihnen zu Hause brachten sie mich zur Grenze. Auf dem Weg hielten wir an einer Trinkwasserquelle. Während wir warteten bis alle mitgebrachten Flaschen sich füllen, prahlte Lale mit der Wasserqualität.
An der Grenze angekommen, sprach Lale mit einem der wartenden Fahrer ab, dass er mich mit nach Drobeta Turnu Severin mitnehmen soll. Von hier aus reiste ich nach Caransebes. In beiden Städten verbrachte ich jeweils nur einen Tag, da ich bereits im Retezat Gebirge erwartet wurde.
Mit der formalen Desintegration der Sowjetunion erfolgte der Beginn eines bis heute konfliktreichen Transformationsprozesses. So sah sich die internationale Gemeinschaft mit der Auflösung der Sowjetunion und der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) erstmals mit dem Problem des Auseinanderbrechens einer Nuklearmacht in unabhängige Einzelstaaten konfrontiert.
Besonders die Frage zum nuklearen Status der Ukraine drohte in den Jahren unmittelbar seit Unabhängigkeit des Landes anno 1991 zum Schauplatz einer stellvertretend geführten Auseinandersetzung zu werden, die vorrangig nicht militärisch, sondern politisch-wirtschaftlich motiviert war. Die Ukraine war zu diesem Zeitpunkt die quantitativ drittgrößte Nuklearmacht der Welt und besaß -zumindest numerisch- ein beeindruckendes Abschreckungsarsenal. Dies drohte das regionale und internationale Machtgefüge entscheidend zu beeinflussen und die noch junge Ukraine in einer Zeit des wirtschaftlichen Umbruchs frühzeitig zu isolieren. Bereits in ihrer Souveränitätserklärung vom 16. Juli 1990 hatte die Ukraine sich deshalb dazu bekannt, Nuklearwaffen künftig weder erhalten noch produzieren oder erwerben zu wollen und hielt auch in ihrer Unabhängigkeitserklärung vom 24. August 1991 an diesem Prinzip fest. Schnell wurde aus dem avancierten Abrüstungsziel ein zentraler Streitpunkt. Die Abrüstungsdebatte spiegelte insgesamt die Probleme der ukrainischen Staatsbildung wider, da die entstehende Außen- und Sicherheitspolitik eng verbunden mit den Schlüsselelementen der ukrainischen Innenpolitik war.
Die Kernfrage dieser Arbeit lautet daher, welche innen- und außenpolitischen, technischen, wirtschaftlichen, kulturellen und soziologischen Elemente der entstehenden Außen- und Sicherheitspolitik zur Denuklearisierung der Ukraine führten.
Eine außergewöhnliche Mitfahrgelegenheit nach Montenegro.
Paul, Sébastien, Clementine, Melon und Laetitia sind gute Freunde aus einem Pariser Vorort. Mit einem VW Bus haben sie sich auf den Weg gemacht Südosteuropa zu erkunden. Auf dem Guča Festival haben sie mich aufgelesen und nach Montenegro mitgenommen.
Montenegro!
Auch wenn unsere Kommunikation aufgrund meiner eingeschränkten Kenntnisse der französischen Sprache (es waren eben doch nur fünf Jahre in der Schule) schwierig gestaltete, wurde die Fahrt durchaus lustig. Besonders die Musikwahl war mitreißend. Die fünf konnten nachdem sie schon länger gemeinsam unterwegs waren, eine Menge der Lieder ihrer Playlist mitträllern.
Montenegro begrüßte uns traditionell. Kurz hinter dem Grenzübergang saß ein älterer Hirte mit seinem Enkel auf einem Stein und beobachtete die kleine Schafherde. Wenn eines der Schäfchen sich zu weit von der Herde entfernte, genügte ein warnender Steinwurf.
Gefühlte 200 Serpentinen später erreichten wir den Domitor Nationalpark und schlugen unser Nachtlager auf. Wir stoppten hier auf Empfehlung mehrerer Montenegriner, die wir auf dem Guča trafen. Sie legten uns den Zeltplatz Mlinki Potok etwa 1 km westlich der der Kleinstadt Zabljak nahe. Der Zeltplatz liegt auf einer Bergwiese mit wunderschönen Blick auf die Berge. Die Unterbringung ist empfehlenswert. Für drei Euro pro Person konnten wir parken und zelten. Außerdem stand uns eine Freiluftküche, sanitäre Anlagen und eine Feuerstelle zur Verfügung. Wer es etwas komfortabler wünscht, kann eine Hütte anmieten.
Crno Jezero
Besonders einladend sind Wanderungen um den Crno Jezero. Hier beginnen auch viele der anspruchsvolleren Bergtouren. Der See ist zu Fuß in 30 min vom Zeltplatz erreichbar. Allein ist man hier eher nicht, da das Gebiet touristisch erschlossen ist. Am See wird der Nervenkitzel der besonderer Art Angeboten, beispielsweise mit Überquerungen des Sees per Seil.
In Zabljak trennten sich unsere Wege, da es mich an die Mittelmeerküste zog, während die Franzosen gen Norden weiterfuhren. Die Busverbindungen von und nach Zabljak sind aussreichen. Auf dem Weg nach Podgorica empfiehlt sich besonders ein Stop in Kloster Ostrog.
Der Strand von Bar.
Die Fahrt von Zabljak nach Podgorica dauert etwa 4 Stunden. Zunächst bin ich nicht in Podgorica geblieben, sondern gleich nach Bar weitergefahren. Die industriellen Küstenstadt wurde mir von Mitfahrern im Bus empfohlen. Bar verfügt zwar über ein mediterranes Panorama und eine historische Altstadt, ist aber sehr durch die Industrie und Schifffahrt gezeichnet.
Skadarsko Jezero
Von Bar aus machte ich einen Ausflug zum Skutarisee. Besonders empfehlenswert ist die Fahrt oder Wanderung vom Ort Virparzar nach Godinje. auf dem Weg findet man eine eher verlassen wirkende historische Festung und eine Aussichtsplattform. In Godinje gibt es nicht nur eine Kirche mit schönen Seepanorama zu bestaunen, sondern auch ein szenisch gestaltetes Denkmal für die Opfer des zweiten Weltkrieges an dessen Fuß sich ein kleiner, privat betriebener Zeltplatz befindet.
Von hier aus zog es mich zurück an die Küste. Entlang dieser trampte ich zunächst bis nach Budva, wo ich auf einen Zeltplatz auf eine Gruppe junger Australier traf, die in ihrem dezenten Wohnmobil seit mehreren Monaten unterwegs waren. Gemeinsam besuchten wir am nächsten Tag Tivat. Aber auch Budva selbst hat so einiges zu bieten. Neben schönen Stränden besticht die Altstadt und das Panorama der verlassenen naheliegenden Festung.
Von Budva aus musste ich mich langsam auf den Weg gen Osten machen, denn ich hatte ja auch noch Rumänien auf dem Plan und hier schon einige Gastgeber die auf mich warteten.
Letzter Stop war für einige Stunden Podgorica. Die Stadt besticht durch ihre Einfachheit. Ich erinnerte mich an Ivans Worte und fragte mich, ob er je in Podgorica war?
Einer der Hauptgründe warum ich Südosteuropa bereisen wollte war der Film Gucha. Diese serbische Adaption von Romeo und Julia erzählt auf humoristische Weise vom Leben in Serbien, Trompeten und der verbotenen Liebe zwischen einem Roma und einer Serbin. Schauspielerisch ist der Film nicht unbedingt anspruchsvoll, doch ich war schon nach wenigen Minuten hin und weg von der Musik. Nun wollte ich die „Weltmeisterschaft der Blechbläser“ – Das Guča Fesival – welches das Highlight des Filmes darstellt, mit eigenen Augen sehen.
Seit nunmehr 52 Jahren findet im beschaulichen Dorf Guča in Zentralserbien ein Wettbewerb der besten Trompeter Serbiens statt. Da Trompeter allein langweilig wären, bringen diese natürlich auch immer eine ganze Kapelle mit. Zu gewinnen gibt es die Goldene Trompete und Ruhm.
Allmählich füllen sich die Hänge um das Dorf mit Zelten.
Das Dorf selbst hat etwa 2000 Einwohner und keine Industrie. Spötter behaupten, dass die gesamte Gemeinde von den Einnahmen des Festivals lebt: so wird schnell der Vorgarten zum Campingplatz, die Küche zum Schnellimbiss und Omas Stricksachen zum angepriesenen traditionellen Souvenir.
Fettige Kohlsuppe
Der Eintritt zum Festival selbst ist kostenlos. Wildes Campen ist erlaubt, aber nicht empfehlenswert, vor allem wenn man kein Auto hat. Unterkunft fand ich in einem Couchsurfing Camp am Rande des Dorfes, in dem sie besonders viele junge internationale Leute tummelten. Einige brachten ihre eigenen Instrumente mit. Abends sangen wir am Feuer oder bestaunten die Kunststücke der mit uns wohnenden Schausteller.
Um sein leibliches Wohl muss man sich keine Gedanken machen, denn es wimmelt nur so von salzig-fettigen Angeboten an jeder Ecke. Von Montag bis Sonntag steigen die Preise exponentiell.
Das Festival wurde erst kürzlich von drei Tagen auf eine Woche verlängert und läuft nach folgendem Schema ab:
Montag: feierliche Eröffnung am Denkmal des Trompeters, Ausstellungseröffnungen und Pressekonferenzen, Kohltopf für 1€
Dienstag: kulturelles und artistisches Programm (dieses findet ab jetzt täglich zwei mal statt), buntes Markttreiben
Mittwoch: ehemalige Gewinner treten auf, drastisch steigende Suppenpreise
Donnerstag: Wettkampf internationaler Blasorchester, zumeist auch Auftritt des „Stars“
Samstag: Hauptwettkampf der Blasorchester, Suppenpreis hängt von Sprachkenntnissen ab, bis zu 5€ für Kohltopf
Sonntag: Ausklang
Musiziert wird an jeder Ecke zu jeder Tageszeit.
Ich erreicht Guča am Mittwoch und reiste am Freitag wieder ab. Leider litt mein Schlafrythmus unter der Posaune im Nachbarzelt und nach drei Tagen hatte ich das Gefühl die vier Lieder, die alle Kapellen spielten, auswendig zu können. Kohlsuppe konnte ich nicht mehr sehen und der Zustand der Duschen war auch zunehmend unerträglich. Wenn ich nochmal zum Festival fahre, dann von Donnerstag Abend bis Sonntag und im eigenen Auto.
Spontan entschied ich mich mit einer Gruppe Franzosen, die ich auf dem Festival kennenlernte, nach Montenegro zu fahren. Es war zwar nicht wirklich auf meiner Liste der zu besuchenden Orte aber klang allemal interessant.