Seit 2009 besteht das vierjährige Projekt EastBorderNet . Im Selbstverständnis eines Netzwerkes versucht man die sozialen, moralischen und materiellen Verlagerungen des östlichen Peripherien Europas zu erforschen. Hierbei stehen Grenzen im Zentrum der Betrachtung. Wie werden Grenzen gemacht? Was macht Genzen sinnvoll und wie hat der Begriff Ost und östlich zu der Herstellung bestimmter Grenzen beigetragen…?
Die zweite Konferenz „Relocating Borders: a comparative approach“ findet von 11.-13. Januar 2013 in der Humboldt Universität zu Berlin statt. Anmeldungen sind noch bis zum 31.05.2012 möglich. Zu folgenden Themen können potenzielle TeilnehmerInnen wissenschaftliche Arbeiten oder Vorschläge für Podiumsdiskussionen einreichen:
Überquert man momentan die Moldau vom Rudolfinum aus kommend über die Manes Brücke, hat man nicht nur einen schönen Blick auf die Karlsbrücke und die Prager Burg sondern auch auf das Prager Occupy Camp.
Als im letzten Herbst in Frankfurt oder Berlin Occupy Camps im Sinne der Occupy Bewegung eingerichtet wurden, tat sich in Prag kaum etwas. Neben Berichten einiger Think Tanks nahmen die Medien nur marginal Notiz von der neuen Bewegung.
Doch seit inzwischen nun mehr als einer Woche besteht ein Occupy Camp in Prag. Unweit der Metro- und Tramstation Malostranska haben die Aktivisten eine Wiese besetzt. Das Camp wirkt zunächst unscheinbar: ein Dutzend Zelte, ein kleiner Informationsstand an dem nur tschechisch gesprochen wird und Petitionen zu verschiedenen Themen ausliegen und einige Plakate. Der Tatendrang ist allerdings unübersehbar. Jeden Abend finden ab 18.00 Uhr Diskussionsrunden statt, zum Teil mit Simultanübersetzung. Die Besetzer wollen sichtbar sein und ihren Anliegen (Spektrum von Banken-Kritik bis Umweltschutz) eine Stimme verleihen.
Dieses noch kleine Camp, aber auch vorherige durch Gewerkschaften organisierten Großdemonstrationen, verleihen den Eindruck, dass die Zivilgesellschaft Tschechiens aus ihrem Schlaf erwacht ist und bereit ist für Änderungen einzustehen.
Im Sommer 2011 habe ich im Prager Büro des Sekretariats der OSZE ein siebenwöchiges Praktikum absolviert. Dieses umfasste eine wöchentliche Arbeitszeit von 40 Stunden; täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr. Das Praktikum wurde nicht vergütet.
Bewerbungsverfahren
In meinem Fall verlief das Bewerbungsverfahren noch recht informell. Ich habe mich auf eigene Initiative per E-Mail beworben. Etwa zwei Monate später erhielt ich eine Antwort; mir wurde mitgeteilt, dass ich Anfang Juli beginnen könnte und nur noch ein Motivationsschreiben nachreichen soll.
Inzwischen ist es nicht mehr ganz so locker. Bewerbungen sind nur noch möglich, wenn Stellen ausgeschrieben wurden. Das heißt: wenn das Prager Büro Bedarf hat, wird eine Stellenausschreibung an das Sekretariat in Wien weitergegeben. Diese Stellenausschreibungen findet man auf der Hauptseite der OSZE. Trotz alledem kann es sich lohnen, vorab in Prag telefonisch anzufragen, ob vielleicht schon Stellen für einen bestimmten Zeitraum vorgesehen sind.
Informationen zur OSZE
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) ist die institutionalisierte Weiterführung der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Am bekanntesten ist die OSZE für die Wahlberichte, wie beispielsweise der Bericht zur Russischen Präsidentschaftswahl 2012. Daneben ist die OSZE noch in vielen andern Bereichen aktiv – beispielsweise Konfliktprävention, Umweltforen…
Besonders interessant war für mich der umfangreiche Sicherheitsbegriff der OSZE. Auf der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa einigte man sich, Sicherheit in drei Körben (inzwischen umbenannt in Dimensionen) zu definieren: neben der politisch-militärischen Dimension auch in der Wirtschafts- und Umweltdimension und der menschlichen Dimension.
Weitere Informationen zur OSZE im Allgemeinen findet man im Faltblatt „Was ist die OSZE“und etwas umfangreicher im Handbuch.
Das Prager Büro
Das Prager Büro der OSZE ist eine Außenstelle des Sekretariats, welches inzwischen seinen Sitz nach Wien verlegt hat. Dieser Standort ist historisch gewachsen und beherbergt nun die Archive der OSZE. Des weiteren wird hier das jährliche Wirtschafts- Und Umweltforum organisiert.
Aufgaben konkret
Die Arbeit war sehr an den Bedürfnissen der PraktikantInnen orientiert und ist stark von der Archivfunktion des Prager Büros gepräg . Das heißt, dass es sogar erwünscht war, neben den notwendigen Aufgaben, auch ein eigenes Projekt zu bearbeiten.
Ich habe die ersten zwei Wochen des Praktikums nach Unterlagen und Dokumenten der Überprüfungskonferenz in Astana gesucht (in diesem Falle hauptsächlich in elektronischen Datenbanken, da die Konferenz 2010 war), und diese Dokumente so aufgearbeitet, dass sie eine vollständige Dokumentation der Konferenz darstellen. Des Weiteren ist es eine Aufgabe der PraktikantInnen den WissenschaftlerInnen (Researcher In Residence Programme http://www.osce.org/employment/43289) zuzuarbeiten, das heißt: für diese Dokumente in den Datenbanken oder den Archiven zu suchen.
Daneben übernehmen PraktikantInnen auch die üblichen Büroaufgaben, beispielsweise E-Mailverkehr oder Übersetzung von Briefen. Eine weitere Aufgabe, die den PraktikantInnen anvertraut wird, ist die Vorbereitung und Durchführung von Präsentationen über die OSZE für deutsche RechtsreferendarInnen, die das Büro besuchen.
Mein persönliches Projekt war die Anfertigung einer thematischen Dokumentation der Arbeit der OSZE in der Republik Moldau. Da ich mich schon im vorherigen Semester umfangreich mit dieser Thematik (siehe Ost-IA: Föderalisierung Moldawiens) befasst habe, stellte dies für mich eine sinnvolle Fortführung dar. Für diese Dokumentation habe ich erneut Dokumente (in diesem Falle auch tatsächlich in Archiven und nicht nur am Computer) in einer Sammlung zusammengetragen. Diese wird es in Zukunft Wissenschaftlern, die sich mit diesem Thema befassen, die Arbeit erleichtern.
Als Highlight des Praktikums stand eine Reise nach Wien und Besuch des Ständigen Rates sowie des Sekretariats und Treffen mit verschiedenen MitarbeiterInnen auf dem Programm. Die Kosten dafür wurden von der OSZE getragen.
Fazit
In diesem Praktikum konnte ich meine Kompetenzen und Fähigkeiten auf verschiedenen Gebieten erweitern. Vor einer Bewerbung gilt es allerdings zu bedenken, dass die Arbeit in Archiven im Zentrum steht. Das heißt: ein gewisser Hang zur Genauigkeit und Durchhaltevermögen sind hilfreich, wenn man mal wieder drei Tage in Folge im Archiv im Keller nach einem bestimmten Dokument aus dem Jahre 1992 sucht.
Da im Prager Büro darauf geachtet wurde, dass nicht ein Praktikant allein ist, sondern wir zu viert waren, kam auch das soziale Leben nicht zu kurz.
Auch nach Abschluss meines Praktikums stehe ich noch mit der OSZE in Kontakt; so besuchte ich beispielsweise des Wirtschafts- und Umweltforum und unterstütze aktuell ein Forschungsprojekt.
Der kulturelle Projekttag der djo- deutsche Jugend in Europa 2012 beschäftigt sich mit der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in der Tschechoslowakei. Die Veranstaltung ist gerichtet an Jugendliche und junge Erwachsene, Multilpikatoren in der außerschulischen Jugendarbeit und an Lehrkräfte und wird gemeinsam mit der Sudetendeutschen Jugend und der Seliger-Gemeinde (Nachfolgeorganisation der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiter-Partei (DSAP) in der Ersten Tschechoslowakischen Republik und der Treuegemeinschaft sudetendeutscher Sozialdemokraten im Exil) veranstaltet. Ausgehend von der Entstehungsgeschichte der Sozialdemokratie in der Tschechoslowakei werden herausragende Persönlichkeiten der sudetendeutschen sozialdemokratischen Arbeiterbewegung sowie Arbeiter(jugend)organisationen im Wandel der Zeit dargestellt, ein extra Punkt ist dem sozialdemokratischen Widerstand mit einer Zeitzeugenbefragung gewidmet.
„Sozialdemokratische Arbeiterbewegung in der Tschechoslowakei“
ein Projekttag für junge Leute
12.05.2012 10:30 Uhr – ca. 16:30 Uhr
Bayerischer Landtag, Maximilianeum, München
Schirmherrschaft Christa Naaß (MdL)
Moderation: Elisabeth von Palugyay und Katharina Ortlepp
Anmeldungen werden bis zum 30.4. erbeten, Fahrtkosten können bei vorheriger Absprache übernommen werden.
In großen Buchstaben empfängt Tbilisi seine Besucher mit dem Slogan: „The city that loves you“. Tatsächlich fühlt sich der Tourist in Georgien nicht nur von der Hauptstadt geliebt, sondern überall wird ihm der Eindruck vermittelt, dass sich das Land und dessen Bürger über seinen Besuch freuen.
Tourismus war und ist ein wichtiges Standbein der georgischen Wirtschaft. Damit dies so bleibt, wird rigoros in den Tourismus investiert. Dabei ergänzen sich Regierungsprogramme, privatwirtschaftliche Initiativen und ausländische Förderprogramme. So zeigte zum Beispiel ein Gastwirt in der Stadt Sighnaghi stolz eine Broschüre über ein Projekt, welches mit Fördermitteln der EU und der GTZ realisiert worden war. Die Investitionen sind nicht zu übersehen. Alle Sehenswürdigkeiten (hauptsächlich alte Kirchen und Festungen) sind mit multiplen, überdimensionierten Straßenschildern ausgewiesen. An touristisch besonders relevanten Orten gibt es Unterkünfte im Überfluss und eine Armee von Taxifahrern ist gern bereit, gegen das entsprechende Entgelt den Gast zu jedem noch so entlegenen Ziel zu bringen. Besonders auffällig sind die umfangreichen Renovierungsmaßnahmen, die, an für Touristen interessanten Gebäuden und Orten, durchgeführt werden. Auf diese Weise restaurierte Stadtviertel (z.B. in Sighnaghi und Mzcheta) wirken fast schon etwas künstlich, da sich die schick verputzten Fassaden, die mit Ziegeln gedeckten Dächer und die präzise gepflasterten Straßen grotesk von ihrer in eher desolatem Zustand befindlichen Umgebung abheben. Das beeindruckendste Beispiel dafür ist die David Agmashenebeli Straße in Tbilisi. Vollständig restauriert liegt sie wie ein Import aus Disneyland in der sonst eher von einem morbiden Charme geprägten Stadt, denn um sie herum besticht Tbilisi mit einer Atmosphäre, die ihre Gemütlichkeit aus alten, teilweise gefährlich windschiefen, verwinkelten Häusern mit hölzernen Balkonen, Veranden und Außentreppen schöpft, die um kleine familiäre, mit Wäscheleinen überspannte Hinterhöfe gruppiert sind.
Bei der vielen Aufmerksamkeit, die dem Tourismus gewidmet wird, überrascht es, dass der Personennah- und fernverkehr eher subsovjetischem als westlichem Standard entspricht. Zug- und Busverbindungen wurden in Ostgeorgien vollständig gestrichen. Dem Touristen bleiben so nur Marschrutkas (Minibusse) oder das Taxi. Die Marschrutka ist hier die wesentlich kostengünstigere Alternative, verlangt aber ein hohes Maß an Flexibilität und mindestens Russischkenntnisse. Fahrpläne gibt es nicht und um Ort und Zeit der Abfahrt ebenso wie den Streckenverlauf zu erfahren hilft nur Durchfragen. Die Ziele sind nur in Ausnahmefällen in lateinischen Buchstaben ausgewiesen und თელავი als Telavi zu erkennen, erfordert doch einige Übung. Der Trost für alle, die sich dem Marschrutka-System nicht gewachsen sehen, ist, dass Georgien von der Größe her überschaubar ist und die Preise für eine Taxifahrt sich ungefähr im Bereich der Kosten einer Bahnfahrt in Deutschland bewegen.
Es lohnt sich auf jeden Fall, es mit den Widrigkeiten der Fortbewegung aufzunehmen, denn die Ziele sind jede Anstrengung sie zu erreichen wert. Neben den schon erwähnten Baudenkmälern, die von einer jahrhunderte- und jahrtausendealter Geschichte des Christentums in Westasien erzählen, ist es vor allem die Natur, die eine Reise nach Georgien lohnend macht. Die Gebäude wären nur halb so beeindruckend ohne die Kulisse des großen Kaukasus im Norden, bzw. des kleinen Kaukasus im Süden im Hintergrund. Der Wert der georgischen Natur wurde schon frühzeitig erkannt und so wurde bereits 1912 mit dem Lagodekhi Nationalpark das erste Gebiet zum Schutz der Natur geschaffen. Seit dem Ende der Sowjetunion ist dieser, und mittlerweile auch viele weitere Parks, für Touristen zugänglich und bietet viele interessante Wanderrouten in herrlicher Landschaft.
All dieser Reichtum an natürlichen und architektonischen Sehenswürdigkeiten wäre nichts, ohne die viel gepriesene Gastfreundlichkeit der Georgier. Es ist sicherlich mit einiger Schwierigkeit verbunden einen Urlaub in Georgien zu verbringen ohne mindestens einmal zum Essen oder zum Wein eingeladen zu werden. Und es wäre ein riesiger Verlust, denn die georgische Küche steht dem georgischen Wein in nichts nach. Vor allem die verschiedenen Brotzubereitungen beginnend mit dem von der Form an ein Schiffchen erinnernden Weißbrot über Hachapuri (Brot mit Käsefüllung) bis zu Cheburek (Teigtasche mit Hackfleischfüllung), sind ein Genuss, den der Besucher noch lange in Erinnerung behält. Aber auch diverse Fleisch- und Gemüsegerichte verwöhnen den Gaumen des Besuchers ebenso wie frischer Honig und Nüsse.
Der Eindruck, von Georgien geliebt zu werden, wird noch durch das für den postsowjetischen Raum eher untypische Verhalten der Polizisten abgerundet. Besonders ausländischen (und hier vermutlich besonders westeuropäischen) Besuchern gegenüber präsentieren sich die Gesetzeshüter als freundlich und zuvorkommend. Wendet man sich mit Fragen an einen Polizisten, bekommt man meist eine umfangreiche Erklärung und vielleicht sogar eine Verabschiedung mit Handschlag und Smalltalk. Selbst davon, in verzweifelten Situationen von Polizisten an den Zielort gefahren zu werden, wurde berichtet. Das Verhalten der Polizisten ist damit zu erklären, dass, nachdem Saakashvili Präsident von Georgien wurde, der gesamte Kader der Polizei ausgewechselt wurde. Weiterhin wurde das Gehalt angehoben und drakonische Strafen auf Korruption eingeführt. Angeblich sind die Polizisten seit neuestem sogar verpflichtet eine Englischprüfung abzulegen.
Alle Bemühungen, dem Touristen einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen und das Land von seiner besten Seite zu präsentieren, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es gravierende ökonomische Probleme gibt. Die georgische Wirtschaft hat, wie in anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion auch, mit der Transformation zur Marktwirtschaft zu kämpfen, was zu einer hohen Arbeitslosigkeit führt. Gerade auf dem Land leben viele Menschen von Subsistenzwirtschaft und in der Stadt gehören bettelnde Kinder zum Straßenbild. Vor diesem Hintergrund ist zu hoffen, dass der wachsende Tourismus genug Wohlstand ins Land spült, sodass auch andere Wirtschaftssektoren wieder aufgebaut werden und die allgemeine soziale Situation der Georgier gesteigert werden kann.
Am Ende bleibt nur, der Aufforderung Folge zu leisten, die man mehr als alles andere zu hören bekommt, wenn man sich entschieden hat, außerhalb der Saison, im Frühjahr das Land zu bereisen: „Kommt im Sommer wieder, dann ist es hier richtig schön!“