Proteste in Bulgarien: eine Lehre auf dem Weg zur funktionierenden Demokratie

(Alice Greschkow)

Sie bemalen Schilder und Transparente, zünden Fackeln an, manche schreiben sich Botschaften auf die Gesichter und tragen Flaggen um ihre Schultern. Es geht dann zum Treffpunkt, organisiert über soziale Netzwerke und Anrufe: der Protestmarsch an der Sofioter Adlerbrücke beginnt aufs Neue, genauso wie in den vergangenen Tagen.

Was in vielen anderen Ländern keine Besonderheit ist, ist für bulgarische Demonstranten ein Experiment mit der Demokratie. Nachdem das Land 500 Jahre lang von den Osmanen regiert wurde, daraufhin kurzzeitig eine Monarchie war, anschließend eine über 40-jährige sozialistische Ära überstand, wurde nach dem Zusammenbruch des politischen Systems versucht, demokratische Strukturen aufzubauen. Lange Zeit war dies allerdings nur in der Theorie der Fall: das Land war von Schattenwirtschaft und der Mafia beherrscht den Alltag über viele Jahre.
Es schien, als sei eine eingefleischte Obrigkeitshörigkeit bedingt durch die politischen Systeme über Generationen weitergegeben worden sein und die Menschen ohne Orientierung dastanden. Was macht man mit dieser neuen Freiheit? Was macht man mit Demokratie? Wie widerspreche ich?

Demonstrationen von bisher unerreichter Intensität auf Bulgariens Straßen. Bild: Marlene Marinho

Nach über 20 Jahren begannen Ende 2011 die ersten bedeutsamen organisierten Proteste, die 2012 fortgeführt wurden. Eine neue ökologische Bewegung, die hauptsächlich aus jungen Leuten bestand, hatte sich entwickelt und sie vertrat ihren Standpunkt: Fracking (hydraulic fracturing, eine naturgefährdende Methode, um durch Tiefbohrungen Erdgas oder Erdöl zu schöpfen) sollte verboten werden. Im Gegensatz zu der älteren Generation waren diese jungen Demonstranten noch nicht erschöpft von den prekären und ermüdenden Umständen, die auf der Bevölkerung lasteten: zwar Fiskalmusterschüler in der EU, aber wirtschaftlich schwach mit niedrigen Löhnen, lachhaft niedrigen Sozialleistungen und undurchsichtigen politischen Beschlüssen, waren Bulgarien oft an seine Grenzen gestoßen, doch in dieser Hinsicht sollte sich einiges ändern. Nach Frankreich wurde Bulgarien das zweite Land der Europäischen Union, in dem Fracking untersagt wurde – ein großer Erfolg für die grüne Bewegung, die sich von Parteizugehörigkeit distanziert, in einer Gesellschaft, in der die grünen Parteien noch nie den Einzug in das Parlament geschafft haben.

Auch gegen das umstrittene „Anti-Counterfeiting Trade Agreement“ (ACTA), das gegen Produktpiraterie und Urheberrechtsverletzungen angehen sollte, gab es massive Proteste im Land: erneut waren es die jungen Leute, die auf die Straße gingen, weil sie Einschnitte in die Informations- und Meinungsfreiheit befürchteten. Kurze Zeit später wurde die Ratifizierung des Abkommens gestoppt. Solidaritätsbekundungen und öffentliche Protestaktionen fanden zudem im Rahmen des Gerichtsverfahrens der russischen Punkband „Pussy Riot“ im Sommer 2012 statt.

Es sind gerade diese Februarwochen, in denen erneute Demonstrationen von bisher unerreichter Intensität stattfinden: Zehntausende gingen im ganzen Land auf die Straßen, um gegen die Privatisierung und das Monopol im Energiesektor zu protestieren. Plötzlich um das Vielfache angestiegene und für viele Menschen unbezahlbare Stromrechnungen führten dazu, dass Bulgarinnen und Bulgaren ihren Unmut und Frustration zum Ausdruck brachten. Es kam zu Gewaltausschreitungen und kleineren Gefechten mit der Polizei. Dann geschah das Unerwartete: Ministerpräsident Bojko Borissov der konservativen Partei GERB und das Kabinett beugten sich dem Druck des Volkes und traten geschlossen zurück. Es ist eine Sensation, dass es so weit kam und die Stimme der Bevölkerung gehört wird, obwohl Vermutungen bestehen, dass es sich lediglich um einen geschickten Schachzug des Politikers handeln würde.
Dennoch treffen sie sich weiterhin an der Sofioter Adlerbrücke, marschieren in die Innenstadt, an den Ministerien und dem Parlament vorbei und skandieren die Parolen, die ihnen auf der Seele lasten: für soziale Gerechtigkeit, gegen das Monopol, gegen Korruption und die Mafia.

Es ist in Anbetracht der Geschichte des Landes tatsächlich erstaunlich, dass Bulgarinnen und Bulgaren es endlich schaffen, sich für friedliche Proteste zu organisieren und sich gemeinsam für einen Zweck einsetzen. Es ist zum einen die Frustration, die sie zu solch einem Schritt zwingt, zum anderen aber auch ein neuer gewachsener Glaube an Demokratie und die kollektive Macht des Volkes. Man bekommt den Anschein, das Land könnte zu neuem Selbstbewusstsein, einem anderen politischen Verständnis und gar einer neuen partizipativen politischen Kultur gelangen, die bisher de facto nicht existierte. Man war zu sehr daran gewöhnt, Umstände, so schwer sie in Bulgarien auch waren und sind, zu akzeptieren und sich dem Wort von Vorgesetzen, Politikern, reichen Geschäftsmännern und allgemein allen Menschen in höheren Positionen widerstandslos zu fügen.

Nachdem die Wut über Korruption, verantwortungslose Politik und die Mafia immer weiter gewachsen ist, könnte der steinige Weg durch die Armut und Existenzangst der Beginn einer tiefgreifenden Veränderung sein, wenn die Stimmung nicht kippt oder erneut jemand aus der Schattenwirtschaft oder Politik diese angestaute Energie für seine eigenen Interessen benutzt.


Belgrad aus der Sicht eines Künstlers

(Kristin Kretzschmar)

„Und warum Belgrad? Schön ist es hier ja nicht.“ Dies war eine der ersten Fragen meines Couchsurfing-Gastgebers Ivan in Belgrad. Ivan nahm mich in seiner kleinen Wohnung in Belgrad auf. Die dunklen zwei Zimmer im Erdgeschoss eines Altbaus teilte er mit zwei Hündinnen und seinen Kunstwerken- er modelliert, malt und tätowiert, lebt aber von Gelegenheitsjobs in der Gastronomie. Ich konnte die Frage nicht wirklich beantworten. Ich wollte zwar zum Guca Festival, aber bis dahin war es noch genug Zeit. Und reisen wollte ich, aber möglichst frei, also ohne Reiseführer und Ziele aus den Hochglanzprospekten. Hauptgrund für Belgrad war dann wohl der günstige Flug. Außerdem muss man ja irgendwo anfangen, wenn man eine Rucksacktour macht

Hl. Sava

Belgrad im August ist wirklich nicht schön. Sengende Hitze macht das Gehen durch die asphaltversiegelte Innenstadt zur Qual. Überall tropfen Klimaanlagen und der Verkehr ist kaum erträglich. Trotzdem machte ich mich am ersten Tag auf, um die Stadt zu sehen. Mein Gastgeber hat mir in einen Touristenstadtplan ein paar Kreuze und Kringel gemacht, ich habe diese verbunden und versuchte dann die Strecke abzulaufen.

Sakrale Denkmäler umgeben von Plattenbauten.

Die erste Stadion des Tages war Tempel des Heiligen Sava. Hierbei handelt es sich um eines der größten Gotteshäuser weltweit – bis zu 12.000 Gläubige finden in ihm Platz. Doch fast noch mehr als der Dom hat mich die unmittelbare Nähe von monumentalen Sakralbauten und kommunistischen Plattenbauten erstaunt.

Von hier durchquerte ich den Tasmajdan Park. In diesem findet man mehrere Denkmäler, die der Kriegsrealität der Jugoslawienkriege gewidmet sind. Des Weiteren bietet der auf einer Anhöhe gelegen Park ein vermeintlich typisch jugoslawisches Panorama: mehr Plattenbauten. Am Rande des Parks liegt die Kirche des Heiligen Markus. Bis zur Errichtung des Doms des Heiligen Sava galt sie als die größte Kirche im ehemaligen Jugoslawien, allerdings ist sie bei Touristen bei weiten nicht so beliebt und leichter zugänglich. Ein Blick hinein lohnt sich auf jeden Fall: die 60 m hohe Kuppel ist atemberaubend und die Wandmosaike ungewohnt.

Vorbei am Gebäude der Serbischen Nationalversammlung (Skupština) gelangt man dann zum Pašić Platz. Der ehemalige Marx und Engels Platz ist gesäumt von verschiedenen Gebäuden im Stile des Sowjetischen Klassizismus. Sucht man eher traditionelle Märkte wird man hier bestimmt fündig. Von hier sind es nur noch einige Schritte bis zur zentralen Fußgängerzone und der Einkaufsmeile Belgrads. Diese ist eher überschaubar.

Panorama Belgrads.

Die letzte Station der von Ivan vorgeschlagenen Route war der Kamelagdan Park, in dem sich die Belgrader Festung und der Zoo befindet. In den Sommermonaten findet man hier verschieden Open-Air Fotoausstellungen, beispielsweise zu russischer Fotografie. Des weiteren besteht eine Dauerausstellung unter freien Himmel zur Geschichte Belgrads.

Diesen Stadtspaziergang empfehle ich jeden Belgradreisenden. Die Strecke ist durchaus an einem Tag machbar. Entlang des Weges laden viele Parks und Brunnen zum Entspannen und Abkühlen ein. Der Sonnenuntergang über dem Sava Fluss ist besonders aus dem Kamelagdan Park postkartentauglich.

Den Abend verbrachte in der Umgebung der Skadarlija Straße in der Belgrader Altstadt. Das Viertel ist auch unter dem Namen Boheminan Quarter bekannt. Das Leben findet nach Sonnenuntergang auf der Straße statt. Viele Restaurants reichen bis auf die Straße. Auf beinahe jeder Terrasse spielt eine serbische Blaskapelle und Rosenverkäufer bahnen sich den Weg durch die Touristenmassen. Ein wenig Abseits findet man dann auch jene Biergärten und Kneipen, die von Einheimischen besucht werden. Die Kapellen tragen keine farbenfrohen Kostüme mehr, sondern T Shirt und Jeans und die Menükarten sind nur auf Serbisch.

Verlassene Boote laden zum verweilen ein.

Der zweite Tag war dann mehr der Entspannung gewidmet. Entlang der Donau spazierte ich zum Lido. Am Fluss findet man viele verlassene Boote und Kneipen auf Booten, die mit ihren Hängematten sehr einladend sind. Über eine schwimmende Brücke erreicht man eine Donauinsel auf der viele Belgrader einen Sprung ins kühle Nass wagen.

Etwas weiter flussaufwärts befindet sich der historische Stadtteil Zemun. Hier ist das Flussufer nun auch von Souvenir- und Eisständen gesäumt. Dieser Stadtteil entwickelte sich separat von Belgrad und besticht durch seine kleinen Häuser, engen Gassen und versteckten Treppen. Es empfiehlt sich ein Besuch des historischen Friedhofs und des angrenzenden Gardos Turms (http://beautifulserbia.info/en/the-gardos-tower/). Dieser bietet im Erdgeschoss eine Galerie. Von der Aussichtsplattform übersieht man den Zusammenfluss von Donau und Sava sowie die Belgrader Innenstadt. Einen entspannten Ausklang des Tages genoss ich auf der Terrasse des „Letnja Pozornica Gardose“, ein kleines Restaurant am Fuße des Turmes.

Postkartentaugliche Aussichten.

In Belgrad aß ich auch meinen ersten Pleskavica. Die Hacksteaks werden in Burgerform an jeder Ecke verkauft. Für etwa 1,50-3€ bekommt man ein überdimensioniertes Brötchen mit einem vor fett triefenden Hacksteak serviert. Oft kann man, ähnlich der deutschen Kebapstände, zwischen verschiedenen Salaten und Soßen wählen. Günstige Erfrischung ist eine Limonade. Diese werden in vielen Restaurants und Bistros frisch zubereitet und sind nichts anderes als mehr oder weniger verdünnter, gesüßter Zitronensaft mit Eis und oft auch mit Minze.
Rückblickend erscheint mir mein Besuch Belgrads stressig. Gerade aus Berlin kommend hatte ich noch ein hohes Schritttempo und brauchte noch ein paar Tage um runter zu schalten – dies gelang mir in Tetovo.

Gastarbeiter, Quellwasser und Gastfreundschaft – Eine Rucksacktour durch Südosteuropa

(Kristin Kretzschmar)

In der Vorbereitung einer Rucksacktour befindet man sich irgendwann an dem Punkt, dass man zwischen T-Shirt und Reiseliteratur abwägen muss. Jedes Gramm im Rucksack will ja auch getragen werden. Ich war zwei Stunden vor Abreise an diesem Punkt: sollte ich Seneca – Das Leben ist kurz oder ein weiteres Trekking Shirt einpacken? Seneca hat gewonnen. Wie sich später herausstellte, war das auch gut, denn Bücher sind unter Rucksacktouristen beliebte Tauschmittel.

Kristin Kretzschmar bereiste mit Rucksack und Zelt Südosteuropa.

Im Sommer 2012 machte ich mich von Berlin auf, um Südosteuropa zu bereisen. Einen genauen Plan hatte ich nicht, aber einige Anhaltspunkte: das Guca Festival, das Retezat-Gebirge, Cluj-Napocca, Tetovo und Tiraspol. In zwei Monaten sollte das alles zu machen sein. Mein Plan war es auf Reiseführer zu verzichten. Lieber wollte ich mir von anderen Reisenden und Einheimischen die Highlights empfehlen zu lassen. Außerdem habe ich mich auch gegen die Rail Way Pässe entschieden: Das wahre Leben findet man abseits der Schiene.
Ende Juli machte ich mich auf den Weg nach Belgrad, wo das große Abenteuer beginnen sollte.

In den folgenden Berichten, möchte ich meine Tour für LerserInnen nacherlebbar machen. Dabei liegt der Fokus nicht auf den Sehenswürdigkeiten und Jahreszahlen, denn hierbei könnte ich weder Vollständigkeit in Anspruch nehmen, noch wäre der Mehrwert vorhanden: Es gibt zahllose Wikis mit Reiseinformationen. Vielmehr geht es um meine individuellen Eindrücke und Erfahrungen.

Während der Reise stieß ich auf verschiede wiederkehrende Motive, die sich auch in mehreren der Berichte finden. So traf ich auf viele (ehemalige) Gastarbeiter. Diese erzählten nicht ohne Stolz wo sie in Deutschland gearbeitet haben und präsentieren ihre Deutschkenntnisse. Des Weiteren stieß ich durchgängig auf grenzenlose Gastfreundschaft. Zunächst nutzte ich Couchsurfing, um in Städten Unterschlupf zu finden. Auf dem Land, wo Couchsurfing nicht so verbreitet ist, wollte ich zelten. Doch oft war mein Zelt unnötig, da mich Einheimische in ihr Haus einluden. Ein weiteres bestimmendes Motiv war „das weltweit beste Quellwasser„. In ihrer grenzenlosen Gastfreundschaft teilten die Einheimischen ihre wertvollsten Güter: Gemüse aus dem Garten, zeigten mir die Trinkwasserquellen im Felsen (stets mit dem Hinweis, es sei das beste Wasser und irgendein großer Konzern möchte es bald kommerziell nutzen) und natürlich auch den daraus gebrannte Rakia und Palinka. Ein Weiteres Motiv war die Musik. Zunächst war eines der geplanten Ziele das Guca Festival, um mich hier von den Klängen des Balkans verzaubern zu lassen. Doch auch abseits des Festivals traf ich immer wieder auf einheimische Musiker.

Letztendlich reiste ich etwa 4500 km, einige Anhaltspunkte bietet die Karte. In meherern Teilen werde ich in den nächsten Wochen von den einzelnen Zielen berichten.


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Job Shadowing in Aserbaidschan – Get in touch! Keep in touch!

(Wenke Henschel)

Aserbaidschan? Baku? Ach, das ist doch dort, wo der letzte Eurovision Song Contest war, oder? Ja, genau! Nicht nur Schweden sorgte im Sommer 2012 für „Euphoria“ in der Hauptstadt des südkaukasischen Landes am Kaspischen Meer. Die Regierung hatte eigens für den Gesangswettbewerb die Crystal Hall erbauen lassen und auch die restlichen Teile der Stadt herausgeputzt, um sie am Abend des großen Ereignisses hell erleuchten zu können. Inzwischen sind das internationale Pressevolk und die Touristen wieder abgereist. Die Aufmerksamkeit für die demokratischen Defizite, aber auch für die Schönheiten des Landes ist fast gänzlich verschwunden. Was bleibt, ist unter anderem der Grund, weshalb Armenien dem ESC im Jahr 2012 eine Absage erteilte: der Konflikt um Bergkarabach!

Baku putzt sich für den ESC 2012 heraus. (Bild: Wenke Hentschel)

Bergkarabach entspricht etwa dem Areal des früheren Autonomen Gebiets Bergkarabach der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Während der Konflikt um das Gebiet zwischen Aserbaidschanern und Armeniern wesentlich weiter in die Geschichte zurückreicht, fand er neue Brisanz und Eskalation Ende der 1980er, Beginn der 1990er Jahre. Im Resultat gewannen Armenien und Bergkarabach einen Großteil des von Bergkarabach beanspruchten Gebiets, welches sie trotz fehlender internationaler Anerkennung und entgegen von UN-Resolutionen bis heute halten.

Der bewaffnete Konflikt, der seinen Höhepunkt zwischen 1988 und 1994 hatte, fordert bis heute seine Opfer. Neben den vielen Toten kämpfen auch die Lebenden mit den Folgen, mit den Bildern im Kopf, dem Verlust in so vielerlei Hinsicht und der Vertreibung. Viele sahen sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und sind in sichere Landesteile Aserbaidschans geflohen. Etwa die Hälfte der 600.000 Binnenflüchtlinge ist weiblich und obwohl sich die Mehrheit der Flüchtlinge einer schwierigen Lebenssituation ausgesetzt sieht, sind die Frauen unter ihnen besonders benachteiligt.Traditionelle Werte der aserbaidschanischen Kultur verhindern in vielen Fällen, dass die Frauen gleichberechtigt an Entscheidungsprozessen teilhaben und wirtschaftlich unabhängig sein können. Zu dem spielt häusliche Gewalt und Gewalt gegenüber Frauen in vielen gesellschaftlichen Bereichen eine Rolle.

Diese Situation soll im April 2013 besonderer Fokus des Job Shadowings zweier Freiwilliger des Vereins European Intercultural Forum e. V.sein. Mit dem Partnerverein „Bridge to the Future“ wollen wir im Laufe des Projekts eine langfristige Kooperation im Bereich Gleichberechtigung und Inklusion von Flüchtlingen aufbauen. Dabei soll insbesondere das Vertrauen zwischen den Partnern gestärkt werden, trotz kultureller Unterschiede, unterschiedlicher Organisationsstrukturen und verschiedener Ansätze zur demokratischen Bildung gemeinsam zur Gender- und Flüchtlingsproblematik zu arbeiten. Unser Ziel ist es, die Bedürfnisse junger Binnenflüchtlinge und Flüchtlingsfrauen in Ganja zu erkennen und davon ausgehend Projekte zu entwickeln.

Und wie sieht's dahinter aus? (Bild: Wenke Hentschel)

Konkret werden wir in Ganja die bereits laufenden Projekte von „Bridge to the Future“ sowie die Organisation selbst kennen lernen. Mehr noch: Treffen mit verschiedenen lokalen Frauen- und Flüchtlingsorganisationen, mit betroffenen Frauen und offziellen Mitarbeitern, aber auch mit Vertretern der Stadt, der Abteilung für Jugend der Stadtverwaltung sowie öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen und der Besuch eines Flüchtlingsquartiers stehen auf dem Plan.

Interesse geweckt? Erfahrungsberichte gibt es im April. Über eine Unterstützung des Projekts
freuen wir uns schon jetzt. Dies ist bei betterplace möglich.

Strafdeportationen oder Präventive Zwangsumsiedlungen?

(Christopher Forst)

Unter Stalin wurde 1944 in nur acht Tagen fast die gesamte tschetschenische und inguschische Bevölkerung deportiert[1] Der überwiegende Teil derer, die sich auf den Listen befanden, wurde sogar an einem einzigen Tag, dem 23. Februar 1944, in Viehwaggons nach Zentralasien verschleppt.[2] Es war nicht erlaubt, mehr als 20 Kilo Gepäck mit auf die Reise zu nehmen und zum Packen blieb in der Regel nur sehr wenig Zeit.[3] Trotz starker Sicherheitsvorkehrungen kam es zu bewaffnetem Widerstand und Verzögerungen.[4]

In dieser Arbeit wird untersucht, ob es sich hierbei „Strafdeportationen“ gehandelt haben könnte, oder ob der Terminus „Präventive Zwangsumsiedlungen“ zutreffender ist. Hierzu werden Hintergründe der Deportationen aufgezeigt und kontextbezogen analysiert.

Hausarbeit Deportationen by FES_OstIA

 


[1] vgl. Gammer, Moshe: The Lone Wolf, S. 166.

[2] vgl. Politkowskaja, Anna: Tschetschenien – Die Wahrheit über den Krieg, Frankfurt am Main 2008, S. 311.

[3] vgl. Gammer, Moshe: The Lone Wolf, S. 167-168.

[4] vgl. Brandes, Detlef / Sundhaussen, Holm/ Troebst, Stefan (Hrsg.): Lexikon der Vertreibungen – Deportation, Zwangsaussiedlung und ethnische Säuberung im Europa des 20. Jahrhunderts, Wien u. a. 2010, S. 655 sowie Zülch, Tillmann: Einmischung erwünscht – Der Tschetschenienkrieg geht alle an (Pogrom – Zeitschrift für bedrohte Völker, Bd. 26, Nr. 181, Feb. / März 1995),  S.40.

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