Struga

(Christopher Forst)

Struga, die 16500 Einwohnerstadt am Ohridsee, steht oft im Schatten des nur 14 Kilometer entfernt gelegenen Ohrid. Die Stadt ist nah an der albanischen Grenze gelegen und stark albanisch geprägt. Für Touristen ist sie die preisgünstige Alternative zu Ohrid, wenngleich die Altstadt weit weniger attraktiv ist.

Ohrid See am Abend. Bild: Kristin Kretzschmar

Ein Besuch am Strand lohnt sich, der Ohridsee besticht mit seinem klaren Wasser und seiner Lage inmitten von Gebirgsketten. Abends erwacht Struga zum Leben, seine Bars und Clubs treffen jedoch nicht unbedingt den westeuropäischen Geschmack. Wie uns bei unserem Besuch versichert wurde, sind die Bewohner von Struga der Überzeugung, ihre Stadt habe gegenüber Ohrid einen entscheidenden Vorteil. Zwar gebe es in Ohrid weit mehr Sehenswürdigkeiten, einen Fluss habe jedoch nur Struga zu bieten. Tatsächlich ist ein Spaziergang am Ufer des Crni Drim entlang der Altstadtrestaurants zu empfehlen, ein Bad im Ohridsee erscheint aber deutlich verlockender.

Wie in vielen Städten Mazedoniens sind auch hier die Moschee und der Hammam, Überbleibsel aus der Herrschaftszeit der Osmanen, als Hauptsehenswürdigkeiten zu nennen. Am Marktplatz befindet sich die Kirche Sveti Gjorgji. Struga eignet sich hervorragend für einen Ausflug ins Umland. Die nicht weit entfernten Felsenkirchen haben wir leider nicht besuchen können.

Ethnisch ist Struga von einer interessanten Gemengelage geprägt. Während in der Stadt selbst die leichte Mehrheit ethnisch-mazedonisch ist, hat die Eingemeindung umliegender Dörfer dazu geführt, dass es im Verwaltungsgebiet Struga eine leichte albanische Mehrheit gibt. Der Bürgermeister ist dementsprechend ethnischer Albaner. Das Nebeneinander der beiden großen Ethnien funktioniert ähnlich wie in anderen Städten Mazedoniens. Die Universität bietet Lehrveranstaltungen in beiden Sprachen an, der Unterricht findet aber zu unterschiedlichen Zeiten statt, sodass man sich im Alltag nicht begegnet. Auch Clubs und Restaurants sind unter den Einheimischen entweder als ethnisch-mazedonisch oder als ethnisch-albanisch bekannt, wie uns erzählt wurde. Das scheinbar einzige bekennende gemischte mazedonisch-albanische Paar ist Stadtgespräch.

Ohrid

(Christopher Forst)

Ohrid gilt zurecht als sehenswerteste Stadt des Landes. Die Nähe zu Albanien und Griechenland sorgt zudem für eine strategisch günstige Lage, was Ohrid zum Tourismuszentrum gemacht hat. Man verfügt hier sogar über einen der beiden internationalen Flughäfen Mazedoniens.

Die 42000 Einwohnerstadt ist ebenso wie der gleichnamige See von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Das Galicica-Gebirge östlich des Stadtgebietes ist über 2000 Meter hoch gelegen und auch Ohrid selbst befindet sich auf einer Höhe von über 700 Metern. Dies erklärt das besonders malerische Erscheinungsbild, da das Seeufer von den Gipfeln des Galicica-Gebirges umringt ist.

Blick auf den Ohrider See. Bild: Christopher Forst

Ohrid war von zentraler Bedeutung im interethnischen Konflikt von 2001, obwohl sich die Gewalt vor allem im Nordwesten Mazedoniens entlud. Hier wurde am 13. August 2001 das Rahmenabkommen von Ohrid unterzeichnet, dass die Rechte der albanischen Minderheit seitdem sicherstellt. Auch für die weit kleinere bulgarische Minderheit ist Ohrid von zentraler Bedeutung. Im Jahr 2000 gründete sich hier die bulgarische Organisation RADKO, welche 2001 verboten wurde.Vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bekam RADKO 2009 Recht, die Organisation musste wieder erlaubt werden. Der mazedonische Staat ließ sie jedoch kurz danach erneut verbieten.

Aller historischen Bedeutung zum Trotz ist Ohrid bei Urlaubern vor allem wegen seiner wunderschönen Architektur, der zahlreichen Kirchen und natürlich wegen seiner Lage am See beliebt. Ein Tag am Strand bietet sich hier ebenso an wie eine Fahrt mit einem der Ausflugsboote. Als Segelrevier ist Ohrid ebenfalls bekannt. Übrigens wusste auch Tito die Vorzüge Ohrids zu schätzen. In seiner ehemaligen Villa wohnt heute der Präsident, wenn er sich in Ohrid aufhält. Das Amphitheater sollte man bei einem Besuch Ohrids ebenso wie die Festung Samuils auf keinen Fall verpassen. Von dem steilen Gässchen, dass in Richtung der Festung führt, hat man einen fantastischen Blick über den Ohridsee.

Kirche in Ohrid. Bild: Christopher Forst

Ein Besuch des Kloster Sv. Naum wird empfohlen, leider hatten wir aber nur einen kurzen Aufenthalt in Ohrid, sodass wir hiervon absehen mussten. Die klare Mehrheit der Bewohner Ohrids ist ethnisch-mazedonisch, wodurch sich die Stadt vom Nachbarort Struga klar unterscheidet. Dies findet Ausdruck in der außerordentlich hohen Anzahl orthodoxer Kirchen. Ein Vergleich zu anderen Badeorten fällt schwer, da Ohrid deutlich kleiner ist, als viele südeuropäische Tourismuszentren. Man sollte sich aber im Rahmen einer Reise nach Mazedonien auf keinen Fall einen Ausflug nach Ohrid entgehen lassen!

Bitola – Geschichte und Sehenswürdigkeiten

(Christopher Forst)

Bitola, das erst kürzlich vom Internetportal „Skyscanner“ in den erlesenen Kreis der „sechs geheimen Städte Europas“ aufgenommen wurde, ist mit seinem von zwei Moscheen gesäumten Magnolijaplatz wohl als die „türkischste“ Stadt Mazedoniens zu bezeichnen. Die Stadt ist inmitten einer Berglandschaft gelegen, unweit vom 2601 Meter hohen Gipfel des Pelister.

Ihre Blütezeit hatte sie unter der Herrschaft der Osmanen, was auch die vielen osmanischen Bauten erklären mag. In der frühen Phase des osmanischen Reiches waren in der Region nur Konstantinopel und Thessaloniki größer und bedeutsamer. Heute ist Bitola die zweitgrößte Stadt Mazedoniens mit etwa 80000 Einwohnern.

Neben ihren Moscheen und den Neo-Barock und Renaissancefassaden prägen vor allem die zehn hier ansässigen Botschaften die Stadt. Der Basar deutet ebenso wie das Stadtmuseum, in dem Fotografien an Mustafa Kemal Atatürk erinnern, der hier während seiner Militärzeit stationiert war, auf die türkische Vergangenheit hin. Da die Stadt nicht weit von der griechischen Grenze gelegen ist, machen sich mitunter (etwa im kulinarischen Bereich) auch griechische Einflüsse bemerkbar. Den deutschen Friedhof haben wir bei unserem Kurzbesuch nicht besichtigen können, doch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Deportation von über 3000 Juden aus Bitola durch die Nationalsozialisten bleibende Spuren hinterlassen hat.

Der Uhrenturm und die Kirche Sv. Dimitrij, deren Besuch kostenpflichtig ist, sind Zeugnisse des Christentums in der Stadt. Heute leben hier paradoxerweise fast ausschließlich slawische Mazedonier. Die Türken sind als drittstärkste Gruppe kaum schwächer vertreten, als die Albaner. Jedoch ist auch die türkische Community mit ungefähr 1500 Mitgliedern prozentual nicht stärker, als im Landesdurchschnitt. Die fast 600 Aromunen bilden eine Besonderheit. Sie stammen ursprünglich aus dem heutigen Rumänien. Sie sind meist orthodoxe Christen und sprechen eine eigene Sprache.

Esma Redzepova – die Grande Dame der Roma-Musik

(Michael Meißner) Esma Redžepova zählt zu den bekanntesten Künstlern Mazedoniens, wenn nicht sogar des kompletten Balkanraums. Seit über 50 Jahren ist sie auf den Konzertbühnen der Welt unterwegs und setzt sich für die Interessen der Roma ein.

 

Esma Redzepova in Skopje 2012 (Quelle: Autor)

 

Aufgewachsen in einem Roma-Viertel in Skopje, der Hauptstadt Mazedoniens, war ihr kosmopolitisches Denken fast schon in die Wiege gelegt. Ihre Urgroßmutter väterlichseits war irakische Jüdin, ihr Urgroßvater ein katholischer Roma. Beide zogen aus Albanien über das Kosovo nach Skopje. Die Familie von Esmas Mutter war muslimisch mit türkisch-serbischen Wurzeln.

Esma hatte das Glück, das ihre Mutter die musikalischen Talente ihrer Tochter förderte und ihr Bruder sie frühzeitig bei einer Roma-Musikorganisation anmeldete. Zu diesem Zeitpunkt war Esma neun Jahre alt. 1957, im Alter von dreizehn Jahren, gewann sie einen Talentwettbewerb bei Radio Skopje. Es sollte ihr Leben nachhaltig verändern.

Bereits ein Jahr zuvor hatte sie das Lied Čaje Šukarije geschrieben, welches sich 1959 zum Hit im ehemaligen Jugoslawien entwickelte und bis zum heutigen Tage zu ihrem Stammrepertoire gehört.

 

Esma Redzepova – Caje Sukarije

 

Nur wenig später gelang ihr mit Romano Horo ein weiterer Erfolg, der zum Klassiker avancierte. Der Song stellte eine Antwort auf den damals populären Twist dar.

 

Zu diesem Zeitpunkt arbeitete sie schon als fest engagierte Sängerin des Ensembles Teodosievski. Deren Bandleader, Namensgeber und spätere Ehemann von Esma, Stevo Teodosievski, hatte sie beim Talentwettbewerb singen gehört und sich bei ihrem Vater für eine musikalische Ausbildung und Karriere des jungen Roma-Mädchens eingesetzt.

1961 trat Esma als erste weibliche Roma im jugoslawischen Fernsehen auf und durfte für eine weltweite Tournee ihr sozialistisches Heimatland verlassen – in der damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ging es mit ihrer Karriere steil bergauf, sowohl national als auch international.

Das von ihr 1971 beim ersten Romani Congress in London vorgetragene Lied „Djelem, Djelem“ wurde zur weltweiten Hymne der Roma deklariert. Beim Weltmusikfestival der Romani-Lieder und –musik 1976 im indischen Chandigarh, erhielt Esma den Titel Königin der Roma-Musik zugesprochen.

 

Djelem, Djelem [1]

Ich wanderte die langen Straßen entlang.
Ich traf glückliche Roma.
Ich wanderte die Straßen entlang.
Ich traf glückliche Roma.

Oh Roma, oh Jugendzeiten.
Oh Roma, oh Jugendzeiten.
Oh Roma, wo kommt ihr her

Mit euren Zelten auf glückbringenden Straßen?
Auch ich hatte eine große Familie.
Sie wurde von der Schwarzen Legion ermordet.
Kommt mit mir, Roma dieser Welt.
Ihr, die ihr die Roma Straßen erschlossen habt.
Die Zeit ist gekommen, erhebt euch Roma.
Wenn wir uns erheben, dann werden wir Erfolg haben.

Oh Roma, oh Jugendzeiten
Oh Roma, oh Jugendzeiten

 

In ihrer gesamten Karriere hat sie über 15.000 Konzerte absolviert, von denen 2.000 für humanitäre Zwecke waren. Sie blickt mittlerweile auf eine Discographie von 1.000 Songs und 586 veröffentlichten Tonträgern zurück. Esma erhielt zwei Platin-, acht Goldene und 8 Silberne Schallplatten. Ihr Album „Queen of the Gypsies“ zählt weltweit zu den Top 20 im Bereich World Music.

Zugleich scheut sie sich nicht, moderne Produktionen mit ihrem Gesang einen besonderen Stil zu verpassen. Dazu zählt die Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Musiker, Kiril Džajkovski.

Darüber hinaus begründet sich Esmas Ruf vor allem auf ihrem humanitären Engagement. Schon 1963 nach dem verheerenden Erdbeben in Skopje, veranstaltete sie 50 Konzerte, um Geld für die Opfer zu sammeln. Sie und ihr Mann adoptierten im Laufe der Jahre 47 Roma-Kinder und ermöglichten ihnen eine Ausbildung. Sechs davon unterstützen Esma bei den Konzerten in ihrer Live-Band.

 

Esma Redzepova - OMNIA Festival, Luxemburg Juni 2012 (Quelle: Autor)

 

Zeit ihres Lebens spendete sie sehr viel Geld für humanitäre Zwecke und auch jetzt noch dient ein großer Teil ihrer Konzerterlöse der Unterstützung verschiedenster Organisationen. Esma war zudem an der Gründung der ersten multiethnischen Partei Mazedoniens, der Demokratischen Alternative, beteiligt.

Für ihr Engagement wurde sie zweimal für den Friedensnobelpreis nominiert (2002 & 2003). Sie erhielt den Mutter-Teresa-Preis 2002, wurde zur Roma-Frau des Jahrtausends gekürt und ist Ehrenpräsidentin des mazedonischen Roten Kreuzes. Die weiteren Auszeichnungen würden den Rahmen des Beitrages sprengen.

 

Der mazedonische Präsident Ivanov verleiht Esma 2010 den Orden für herausragende Leistungen

 

Esma ist weiterhin aktiv, nimmt Songs auf und reist für Konzerte um die Welt.
Lassen wir uns überraschen.

 

 

 



[1] Übersetzung nach Garth Cartwright: Balkan-Blues und Blaskapellen: Unterwegs mit Gypsy-Musikern in Serbien, Mazedonien, Rumänien und Bulgarien. Höfen 2008, S. 47.

Russia: What Is To Be Done? A To-Do-List for the next US-President

(Liana Fix)

Zuerst veröffentlicht in globalpolicy.

NATO Missile Defence, Syria, Arms Control – there are many Gordian knots in US-Russia relations. Here is an instruction for the next US-President how to deal and what to do with Russia.

1. Call Russia a Great Power.
It won’t do you any harm and they want to hear it so desperately. Everyone knows that Russia is at best a declining regional power, so why not tell a white lie if it helps improving relations with your cold neighbour.

2. Forget about Pussy Riot.
The media loves the story: three young, nice-looking girls, sent to a Russian prison camp by a 21st century version of Ivan the Terrible. That’s simplifying and populistic. Be smarter. Yes, it is a sad and tragic story. But there are more serious problems in Russia that have to be adressed. And even more important: Problems that actually concern Russians, like the notorious corruption. Because 70% of the Russian population believes that the verdict against Pussy Riot was justified or even not hard enough.

3. Don’t play by Russian rules.
Russia joined the WTO? Welcome! But: There are rules which even the biggest country on earth has to follow. Don’t let Russia get away with exceptions or protectionist measures and be tough enough to press for consequences, if necessary. Russians love to play by their own rules, and they are best at it. Don’t try to join your eastern friends in Russian roulette if you don’t want to end up like the gambler in Dostoyevsky’s brilliant piece.

4. Who’s afraid of Russian gas?
Russia is not the almighty energy Ba’al anymore. Shale gas and LNG are up-and-coming. More and more countries refuse to accept expensive long-term contracts, and China even does not want to buy Russian gas at all. Putin’s favourite foreign policy weapon Gazprom is in decline, and it is managed like a luxurious yacht party. No reason to be afraid anymore! (And remind your British friends to look out for new Chelsea sponsors.)

5. Get Russia on board.
Positive examples in cooperation with Russia are rare, but there are some, for example Iran and Afghanistan. That’s improvable. Grasp the opportunities and get Russia on board wherever you can. But beware: Never treat Russia as a junior partner! There is no cure for wounded Russian pride. Be clever and lead from behind.

6. Let them keep their bombs and do their parades.
It’s a psychological thing. The US have only once experienced a military attack on their soil, in Pearl Harbour. Russia was invaded by Poland in 1612, Sweden in 1707, France in 1812 and by Germany in 1941. And they regularly suffer terrorist attacks. It’s like having a rifle if you live in Texas. You most likely won’t use it, but you feel better having (and showing) it.

7. Ukraine is not Russia.
And also not ‚Little Russia‘. That’s a term used during the Russian Empire to describe parts of Ukraine under czarist rule – and nowadays gladly revived by Putin. Hopefully you already know this point. But just in case, it’s a good thing to keep in mind if you end up in a similar conversation with Putin like George Bush at a NATO meeting: ‚You don’t understand, George, that Ukraine is not even a state. What is Ukraine? Part of its territories is Eastern Europe, but the greater part is a gift from us.‘ Strange? Right. So please, mind your step.

8. Learn drinking wodka.
Think about Reagan and Gorbachev, the two men who ended the Cold War. It is all about personal relationships! And the easiest way to get personal with Russians is to drink wodka. Moreover, it is tasty. Tip: Swallow a spoon of olive oil before. It helps.

9. Read ‚Natasha’s dance‘ (Orlando Figes).
If you have some spare time at Camp David, read this brilliant book. And you will much better understand what the famous Russian soul is all about.

10. Travel to Russia.
At least once. Russians love to present their country, and it is actually beautiful. You don’t have to take the Trans-Siberian railway, but a short stop-over in Moscow and St Petersburg should fit every schedule. And it makes for good photos, remember Ronald and Nancy on Red Square in 1988.

novOstia e. V.
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