Erinnerung der Repression – Repression der Erinnerung

Memorial“   ist die bekannteste russische Menschenrechtsorganisation, zu deren Arbeitsschwerpunkten auch die kritische Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit und die Fürsorge für Überlebende des sowjetischen Arbeitslagersystems Gulag gehören.

Am 26.11. wird die Geschäftsführerin von Memorial, Frau Elena Zhemkova, nach Berlin kommen. Frau Zhemkova wird über die „Erinnerung der Repression – Repression der Erinnerung“ in ihrem Land berichten.  „Sie geht der Frage nach, wie das tragische 20. Jahrhundert, das „Jahrhundert der Wölfe“, in der UdSSR und im heutigen Russland erinnert wird: Welche politische Rolle spielen die Geschichtsbilder, die vom Gulag, vom „Großen Vaterländische Krieg“ und vom Holocaust überliefert werden? Welche Ereignisse werden überhaupt erinnert und welche aus dem öffentlichen Bewusstsein der Russen verdrängt? Frau Zhemkova ermöglicht damit auch einen Einblick in die aktuellen Diskussionen um die Aufarbeitung des 20. Jahrhunderts in Russland.“ 


Die Veranstaltung findet am 26. November statt. Der Vortrag beginnt um 18 Uhr im Veranstaltungssaal der Bundesstiftung Aufarbeitung, Kronenstraße 5 in 10117 Berlin. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Weitere Informationen sind im Flyer und auf der Homepage der Bundesstiftung Aufarbeitung  zu finden.

Nicht-Berliner können die  Mitschnitte der Veranstaltung einige Tage nach der Veranstaltung auf der  Webseite  zum Nachhören finden.

Besuch der multiethnischen Nicht-Regierungsorganisation Centre for Social Initiatives NADEZ

(Jana Hartmann)

Shuto ist die größte Roma-Siedlung der Welt und wir trafen dort Klara Misel Ilieva, die Projektleiterin der Nicht-Regierungsorganisation C.S.I. NADEZ, die uns von ihrem Projekt und der Siedlung berichtete. Außerdem war Kristian Cierpka dabei, der seit kurzem beim Projekt mitarbeitet und auf diese Weise sein Freiwilliges Soziales Jahr im Rahmen des Projektes Schüler helfen Leben macht. Die Organisation beschäftigt 4-5 hauptamtliche Kräfte und zwei Personen in Teilzeit. Außerdem arbeiten immer wieder Freiwillige mit.

Bibliothek und Raum für Schülerbetreuung bei NADEZ. Bild: Michael Meissner

Der Fokus der Organisation liegt auf der Arbeit mit Kindern und dementsprechend erfahren wir über ihre Situation auch am meisten. In den Schulen zeigen sich viele der interethnischen Konflikte des Landes sehr deutlich und die Lage der Kinder kann als Ausblick auf das gesehen werden, was im kommenden Jahrzehnt Mazedoniens junge Gegenwart sein wird. Die Situation der Roma ist durch ihren Status als eine der ethnischen Minderheiten des Landes besonders schwierig. Es gibt verschiedene Probleme, die sich im Leben in Shuto zeigen – das größte ist Klara Misel Ilieva zufolge, dass der Analphabetismus weit verbreitet ist. Der Analphabetismus ist leider selbst unter den Schulkindern nicht ungewöhnlich, obwohl sie in der Schule natürlich eigentlich Lesen und Schreiben lernen müssten. Doch die Kinder stehen vor der Schwierigkeit, dass sie zuhause Roma sprechen und in der Schule dann auf Mazedonisch unterrichtet werden, sie also schon bei der absoluten Grundlegung von Bildung nicht in ihrer Muttersprache lernen. Da im mazedonischen Schulsystem niemand sitzenbleiben kann, werden einmal entstandene Lücken immer größer, ohne dass sich die Chance bietet, den nicht verstandenen Stoff nachzuholen. Die Schulen sind außerdem entweder nach Ethnien getrennt, oder der Unterricht findet in Schichten statt, so dass selbst eine Schule, die sich multiethnisch nennt, so gestaltet ist, dass sich die Kinder nicht interethnisch begegnen. Klara Misel Ilieva sagt dazu, dass auch die Vorstellungen der Eltern problematisch sind, da diese es lieber haben, wenn ihre Kinder in einer reinen Roma-Schule unterrichtet werden.

NADEZ verfolgt immer wieder Projekte, um die Kinder besonders in ihrer Schullaufbahn zu unterstützen. Aktuell werden beispielsweise die Schulmaterialien der Kinder bezahlt, die sie neben den Schulbüchern brauchen (die alle Kinder gestellt bekommen). Außerdem bekommen sie ein Frühstück bezahlt, weil sie ansonsten neben den übrigen Kindern sitzen und denen beim Essen zugucken würden. Es können maximal 60 Kinder unterstützt werden. Da aber nicht immer alle kommen, kann es auch sein, dass Kinder, die nicht in die Gruppe der ausgewählten 60 gehören, am Essen teilnehmen. Durch die geringen finanziellen Mittel, die der Organisation zur Verfügung stehen, ist eine derartige Einschränkung notwendig. Es ist allerdings nicht immer ganz einfach, den Leuten zu erklären, welche Kinder in das Projekt aufgenommen worden sind und welche nicht. In den Räumlichkeiten der Organisation wird die Möglichkeit gegeben, die Schularbeiten zu machen und ältere SchülerInnen geben den jüngeren Nachhilfe. Darüber hinaus fließen auch humanitäre Hilfsgelder in die Arbeit, mit denen die Kinder unterstützt werden – konkret kann das heißen, dass sie Schuhe und warme Kleider bekommen, denn im Winter ist es so kalt, dass die Kinder mit der Kleidung, die sie sonst hätten (oder besser: nicht hätten), den Weg zur Schule überhaupt nicht bewältigen könnten. Leider endet das aktuelle Projekt im kommenden Februar, da sich dann die Mittel erschöpft haben werden. Besonders ungünstig ist, dass das mitten im Schuljahr sein wird, so dass man sich natürlich bemüht, neue Geldgeber zu finden. Die Finanzierung der Arbeit in Shuto wird generell im Winter schwieriger, weil sich durch das Wetter die Kosten stark erhöhen – die Räume müssen beheizt werden und es gibt kein fließendes Wasser, weil der Wasserdruck nicht stark genug ist, um es auf den Berg zu pumpen, auf dem das Gelände von NADEZ liegt.

Die Ursprungsidee des Projektes war es, sich um die Kinder zu kümmern. Doch sehr bald wurde klar, dass man sich auch um die Eltern kümmern muss, wenn man möchte, dass sich für die Kinder etwas verändert. Man begann also damit, Vermittler einzusetzen, die den Eltern erst einmal das Schulsystem erklärten, damit diese überhaupt wissen, wie das Schulleben ihrer Kinder aussieht bzw. aussehen sollte. Außerdem wurde versucht, die Eltern in die Schulbeiräte zu bringen, doch selbst, wenn sie drin waren, sind sie im allgemeinen nicht zu den Treffen gegangen.

Für dieses Projekt wurden 377 Familien ausgewählt, die zu den Ärmsten der Armen gehören, wie Klara Misel Ilieva sagte und bei ihnen die Eltern umfangreich informiert. Dafür hat man Leute kommen lassen, die ihnen alles auf Roma erklären. Klara Misel Ilievas Fazit ist, dass man froh sein kann, wenn sich bei zehn Familien etwas ändert. Doch sie meint auch, dass man bei den Eltern, die wirklich aufgepasst haben, auch Erfolge sieht. Kinder, die regelmäßig zur Schule gehen, schaffen dann manchmal auch die Oberstufe. Aber ein weiteres Problem ist, dass die Mädchen sehr früh verheiratet werden (in der Regel, sobald sie das erste Mal ihre Periode bekommen haben) und sobald sie verheiratet sind, gehen sie nicht mehr zur Schule. Es kommt auch vor, dass die Mädchen verkauft werden (als typische Verkaufssumme werden 3000 Euro genannt). In den Familien ist es häufig üblich, dass nur eine ganz basale Schulbildung wichtig ist, danach geht es darum, Sozialhilfe zu bekommen. Häufig müssen die Kinder auch Plastik sammeln, oder Eisen. Inzwischen ist das Betteln der Kinder verboten, was tatsächlich dazu führt, dass nicht mehr so viele von ihnen auf der Straße sind. Denn die Strafen sind hart und es kann passieren, dass die Kinder den Eltern weggenommen werden, wenn man sie beim Betteln erwischt. Diese Regelung bezieht sich allerdings auf Schulkinder und so kommt es immer noch vor, dass Babys regelrecht gemietet werden, um mit ihnen auf der Straße zu betteln.

Teilweise wurde es als Job verstanden, ins westeuropäische Ausland zu gehen, um dort Asyl zu beantragen. Ziel war dann nicht, wirklich dort zu leben, weil man sich darüber bewusst war, dass der Antrag auf Asyl abgelehnt wird. Aber da es so etwas wie Rückwanderungsprämien gab, also Geld gezahlt wurde, wenn die Familien freiwillig wieder in das Land zurückkehrten, aus dem sie gekommen waren, sahen einige Roma das immer wieder als gute Möglichkeit, um Geld zu verdienen. Häufig wurde dann auch die Auswanderung in ein weiteres Land begonnen, so dass es einen Wechsel von Mazedonien in Länder wie beispielsweise Frankreich, Deutschland oder die Niederlande gab, nur, um von dort mit der Rückwanderungsprämie wieder zurückzukehren.

Die Siedlung von Shuto ist so groß, dass man sie für das tägliche Leben nicht verlassen muss – alle notwendigen Läden, Einrichtungen oder Dienstleistungen finden sich dort, so dass die Menschen im großen und ganzen dort und unter sich bleiben. Diese (Selbst-)Beschränkung führt dazu, dass auch die Mazedonier der übrigen Stadtbezirke überhaupt kein realistisches Bild von den Roma haben, das durch konkrete Begegnungen entstehen würde. Dementsprechend sind es stereotype Vorstellungen, die verbreitet sind, was Klara Misel Ilieva zufolge auch dazu führe, dass die Probleme in Shuto marginalisiert werden. Sie berichtete außerdem, dass es in Gegenden, in denen mehr Mazedonier der albanischen Minderheit leben (wie beispielsweise in Tetovo), für Roma einfacher ist. Gleichzeitig betonte sie aber auch, dass dort, wo insgesamt eine starke Durchmischung der Ethnien herrscht und Serben, Bosnier, Roma, Albaner und Mazedonier wohnen, das Zusammenleben sehr gut funktioniert. Die größten Probleme sind wohl soziale Probleme. Wir erfuhren, dass die Sozialhilfe nach drei Jahren jährlich um 20 Prozent gekürzt wird. Außerdem ist es sehr schwierig, sich durch die bürokratischen Anforderungen zu kämpfen, wenn man weder richtig lesen noch ordentlich schreiben kann. 11 Länder haben ein ‚Roma-Abkommen‘ unterzeichnet, demzufolge man sich besonders um die Unterbringung, Gesundheit, Bildung und die Verbesserung der Infrastruktur kümmern will. Klara Misel Ilieva erzählte, dass man in Mazedonien im Bereich der Bildung am besten abschneidet, doch in ihren Augen liegt das nur am Vergleich der Zahlen – zu den Besten werden sie also nur in Relation zu Ländern, in denen es noch schlechter aussieht, zufrieden könne man mit dieser Situation nicht sein – so Klara Misel Ilieva.

Für die medizinische Versorgung ist zwar grundsätzlich gesorgt, aber dennoch ist es nicht so, dass der Zugang für die Roma leicht wäre. Es gibt eine Poliklinik in Shuto und es gilt das Hausarztmodell, nach dem alle erst einmal zu ihrem Hausarzt müssen, damit dieser sie je nach Fall an Spezialisten weiter überweist. Für die Roma ist das schwierig, weil der Besuch beim Hausarzt zwar gratis ist, alle weiteren Untersuchungen aber Geld kosten. Im Übrigen sind dafür häufig Busfahrten nötig, die auch nicht alle bezahlen können. Für schwerwiegendere Erkrankungen kann man einmal im Jahr eine staatliche Unterstützung beantragen, doch diese ist nicht sehr hoch. Viele der Menschen sind nicht einmal gegen Krankheiten wie Tetanus oder Diphterie geimpft. Angesichts der Tatsache, dass es auch Familien gibt, die genaugenommen zwischen den Müllbergen leben, ist ihr Risiko, ernsthaft krank zu werden, besonders hoch.

Nach dem Gespräch machte Kristian eine Führung über das Gelände und eine kurze Tour durch die Nachbarschaft. Was sofort auffällt sind die Spielgeräte und die bunte Bemalung an den Häusern – das Ergebnis eines Projektes der Freien Waldorfschule Fildern, deren SchülerInnen im Sommer den Spielplatz angelegt und mit den Kindern alles neu gestaltet hatten. Wir besichtigten außerdem noch eine Art Baracke, in der die zu verteilende Kleidung gesammelt wird und bemalte Glasgefäße aufbewahrt werden. Diese sind Teil eines weiteren Projekts, mit dem versucht wird, den Romafrauen Möglichkeiten der Unabhängigkeit aufzuzeigen: Sie lernen, Glas zu bemalen oder Schmuck herzustellen und bekommen dafür auch das Material gestellt. Wenn sie die produzierten Stücke verkaufen, sollen sie sich von dem Geld neue Materialien kaufen. Wichtig ist dabei, den Umgang mit Geld zu üben, der an einer langfristigen Perspektive orientiert ist – es ist eben notwendig, das Geld in neues Material zu investieren, um wirklich dauerhaft Einnahmen haben zu können, immer wieder wird das einmal verdiente Geld aber anders ausgegeben, was dazu führt, dass ein Fortsetzen der Produktion nicht mehr möglich ist.

Zwei Jungen spielen mit einem Plastikband. Bild: Jana Hartmann

So wie während unseres Gesprächs im Nachbarraum Kinder an ihren Schulaufgaben gesessen hatten, sehen wir auch hier draußen Kinder, vor allem im Grundschulalter. Sie wirken alle sehr fröhlich und offen, sprechen uns immer wieder an, teilweise sogar mit deutschen Worten. Deutlich wird aber auch, dass sie offensichtlich in bescheidenen Verhältnissen leben. Die beiden Jungen, die zu Beginn unseres Rundgangs mit einem Plastikband spielten, sahen wir später Flaschen sammeln. Die Menschen, an deren Häusern wir vorbeigingen, reagierten freundlich und von dem Risiko, beispielsweise beraubt zu werden, war eigentlich nichts zu spüren. Da wir eindeutig als Gruppe von Ausländern zu identifizieren sind, erregen wir immer Aufmerksamkeit, stießen aber nicht auf Ablehnung. Als wir zum Bus zurückkehrten, winkten uns Mädchen immer wieder von ihren Spielgeräten aus zu. Der direkte Austausch mit den Kindern war also sehr gering, aber offensichtlich war, dass man sich wechselseitig freut, sich zu sehen.

 

 

 

 

Kick-Off-Ukraine 2012: hinter den Kulissen der Fußball-EM

(Anne Höh)

Kick-off Ukraine 2012 ist eine junge Initiative von Studenten der Freien Universität Berlin, international bunt gemischt und am östlichen Europa interessiert. Die Fußball- Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine nehmen sie zum Anlass, die verstärkte internationale Aufmerksamkeit auch auf Themen abseits des Fußballs zu lenken und umfassend über aktuelle Entwicklungen in den Austragungsorten, insbesondere in der ukrainischen Stadt Lviv (dt.: Lemberg), zu informieren. Besondere Aufmerksamkeit schenken sie im Rahmen der Turniervorbereitungen den Auswirkungen der Infrastrukturmaßnahmen auf Gesellschaft und Umwelt.

Auf Ihrer ersten Recherchereise nach Lviv im März haben sie zahlreiche Interviews geführt u.a. mit Studenten, der Stadtverwaltung und der Firma, die den Müll der EM entsorgt. Nun werden die Studenten vom 15. – 21. Juni die EM-Atmosphäre vor Ort erleben und auch diese Rechercheergebnisse auf ihrem Blog präsentieren.

Zudem organisieren sie in Zusammenarbeit mit dem Osteuropainstitut der Freien Universität eine Veranstaltungsreihe zum Thema mit anschließendem Public Viewing und ukrainischen Spezialitäten.

Interview mit Tijana Angjelkovska – Teil 1

(Tijana Angjelkovska; Kristin Kretzschmar)

Tijana Angjelkovska ist aus Tetovo, Mazedonien. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre in Tetovo und „Economics for Business Analysis“ in Großbritannien. Während ihres Studiums arbeitete sie als Jugendarbeiterin in lokalen NGOs zur Verbesserung der Kommunikation und dem Verständnis zwischen allen Ethnien, die in Tetovo leben. Zuletzt war sie beim Community Development Institute (CDI) in Tetovo beschäftigt. Momentan nimmt sie am Europäischen Freiwilligendienst teil und arbeitet in Prag im Bereich internationale Angelegenheiten. Nachdem sie am AK Treffen in Berlin teilgenommen hat und uns einen ersten Einblick in die Minderheitenfrage in Mazedonien gab, stimmte sie zu, weitere Fragen in einem Interview zu beantworten. Dieses Interview wird nun in drei Teilen veröffentlicht.

 Teil 1 des Interviews befasst sch mit dem Community Development Institute (CDI), für welches sie in Tetovo arbeitete, sowie den Schwächen der Ausschüsse für Interethnische Beziehungen. Der AK Osteuropa wird im Rahmen der Reise nach Mazedonienen unter anderem auch das CDI besuchen.

In Teil 2 werden Minderheiten in Mazedonien allgemein betrachtet und Teil 3 befasst sich mit Mazedoniens Beziehungen zu Nachberstaaten und Skopje 2014.

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Kristin Kretzschmar (K.K.): Du hast für das CDI gearbeitet – was genau ist das CDI eigentlich?

Tijana Angjelkovska (T.A.): Das Community Development Institute (CDI) ist eine nicht-staatliche gemeinnützige Organisation, die auf die Verbesserung der interethnischen Verständigung und Toleranz hinarbeitet und die Stärkung der Kapazitäten der Organisationen und Einzelpersonen, sowie auf die Verbesserung der Lebensbedingungen und des Lebensstandards der Bürger in Mazedonien zum Ziel hat. Die Entwicklungen und Reformen nach dem Konflikt im Bezug auf die Dezentralisierung der Verwaltung des Landes sind auf der Grundlage des Rahmenabkommens von Ohrid getroffen wurden. Gemäß des Abkommens haben alle ethnischen Gruppen Anspruch auf eine angemessene Vertretung in öffentlichen Einrichtungen; sowohl auf lokaler als auf auch zentraler Ebene. Um die ausgewogene Vertretung zu gewährleisten und Probleme der ethnischen Minderheiten zu lösen, ist im 2002 erlassenen Gesetz über kommunale Selbstverwaltung die Einrichtung von Ausschüssen für die Interethnischen Beziehungen (Committees for Inter-Community Relations – CICR) vorgesehen. Genau auf diesen Ausschüssen, CICRs, lag in den letzten sieben Jahren der Schwerpunkt der Arbeit vom CDI.

K.K.: Wie muss man sich diese Arbeit vorstellen?

T.A.: In den Gemeinden arbeiten wir an der Verbesserung und Stärkung ihrer institutionellen Geschichte und Kapazitäten. CICRs sind ständige Beiräte der Gemeinderäte im Bezug auf interethnische Beziehungen. Die Zusammenarbeit zwischen CICRs und Gemeinderäten haben sich über die Jahre bereits verbessert. Nach den Kommunalwahlen im März 2009 resultierte aber das Fehlen von Mechanismen, um die Fortsetzung der Arbeit der CICRs in den Gemeinden zu sichern, in Diskontinuität der Aktivitäten, Intransparenz und Fehlfunktionen der CICRs.

K.K.: In welchen Beziehung stehen die CICRs zu Wahlen? Werden die Vertreter auch gewählt?

T.A.: Das Mandat der CICRs hat die gleiche Länge wie das Mandat der Vertreter im Gemeinderat. Doch da sie über keine institutionelle Geschichte verfügten, kam es nach den Wahlen zur Diskontinuität in der Funktionsweise der CICRs.

K.K.: Und diese CICRs sind in jeder Gemeinde obligatorisch?

T.A.: Diese sollen in Gemeinden eingerichtet werden, wo mindestens 20% der Bevölkerung einen anderen ethnischen Hintergrund als die Mehrheitsbevölkerung haben. Die Anzahl der Mitglieder variiert von Gemeinde zu Gemeinde, je nach Anzahl der zu vertretenden Ethnien. Aber je Ethnie gibt es immer nur einen Vertreter, der prozentuale Anteil der Ethnie wird nicht berücksichtigt. Aber, das CDI versucht neben der Arbeit an der institutionellen Verbesserung und Kontinuität der CICRs, auch Lobbyarbeit zu machen, um CICRs zwingend für jede Gemeinde zu machen, so dass selbst wenn es eine Person gibt, die einer Minderheit angehört, diese das Recht hat Bedürfnisse in die Politikgestaltung einfließen zu lassen.

K.K. Und wie sind der Fortschritte bei der Schaffung einer klaren Aufgabe und Verbesserung der Organisationsstruktur der CICRs?

T.A.: Es ist immer noch ein schwerer und langsamer Prozess. Da sich die Mandate der Mitglieder der CICRs und der Kommunalpolitiker gleich lang sind ist ein kontinuierliches Training für den Aufbau von Kapazitäten der Mitglieder und die Verbesserung der Organisationsstruktur, die das CDI organisiert, notwendig. Auch die Lobbyarbeit für die Änderungen in der Gesetzgebung in Bezug auf die CICRs ist langwierig.

 

Go East Stipendium 2012/2013 – Bewerbung bis 24.02.2012

Kristin Kretzschmar 

Seit 2002 vergibt der DAAD jährlich Stipendien aus Mitteln des BMBF für Studienaufenthalte in Ost- und Südosteuropas sowie den Ländern der GUS. Ziel ist es das Interesse der Studierenden an diesen Ländern zu steigern. Das Programm richtet sich an Studierende aller Fachrichtungen.  Gefördert werden nicht nur die Studienaufenthalte, sondern auch vorbereitende Sprachkurse.

Bis zum 24.02.2012 läuft die Bewerbungsfrist für das akademische Jahr 2012/2013. Weitere Informationen zu Voraussetzungen und Bewerbungsmodalitäten sowie Erfahrungsberichte sind hier zu finden.