Ist Kosovo vergleichbar mit Abchasien? Welche wirtschaftlichen Interessen stehen hinter der russischen Kosovopolitik? Diese Fragen beantwortert Christopher Forst in seinem Beitrag.
Ist Kosovo vergleichbar mit Abchasien? Welche wirtschaftlichen Interessen stehen hinter der russischen Kosovopolitik? Diese Fragen beantwortert Christopher Forst in seinem Beitrag.
(Kristin Kretzschmar)
Was ist To4ka?
To4ka-Treff ist ein Internetortal in deutscher und russischer Sprache. Seit bereits fünf Jahre bietet es jungen Journalisten, Übersetzern, Schülern und Studenten aus Deutschland und den Ländern Osteuropas und Zentralasiens die Möglichkeit in Kontakt zu treten und sich auszutauschen.
Das Projekt wird von der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch und der Goethe-Institute der Region Osteuropa/ Zentralasien in Kooperation mit der Jugendpresse Berlin und dem Goethe-Institut München umgesetzt.
Was sind die To4ka Workshops?
Obwohl To4ka-Treff ein Internetprojekt ist, basiert es auf realen Jugendbegegnungen, den sogenannten To4ka Workshops. Diese finden sowohl in Deutschland als auch in Russland statt. Gemeinsam befassen sich die deutschen und russischen Teilnehmer mit einem Thema und verfassen in Tandems Artikel. Diese erscheinen dann auf To4ka in einem sogenannten Topthema.
Beispielsweise befassten sich die Teilnehmer 2012 im Workshop unter dem Titel „Kostbar“ mit dem Thema Ernährung.
Wann und zu welchem Thema findet der nächste Workshop statt?
Vom 29.07. – 03.08. findet ein Workshop in St. Petersburg statt. Thema wird Zivilgesellschaft und Engagement sein.
Wer kann teilnehmen?
Wo kann man sich bewerben?
Bewerbungen sind noch bis zum 10.06. hier möglich.
Freundlich gefördert von der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch. Eine Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Freien und Hansestadt Hamburg, der Robert Bosch Stiftung und des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft.
Nachdem ich mich schon ausgiebig mit Transnistrien (beispielsweise einer möglichen Föderalisierung der Republik Moldau oder den russischen Interessen in Transnistrien) befasst habe, wollte ich nun auch endlich dieses geheimnisvolle „Land“ besuchen.
Jährlich am 2. September findet eine Militärparade anlässlich der „Unabhängigkeit“ Transnistriens statt. Diese wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Am Vortag erreichte ich Tiraspol mit dem Zug von Chisinau aus. Dieser verkehrt zweimal täglich und hat gegenüber Minibussen den Vorteil, dass keine Grenzkontrollen durchgeführt werden. Am Bahnhof wartete bereits Joe auf uns. Er ist der Betreiber des einzigen Hostels in Transnistrien. Das Hostel befindet sich in einem kleinen Haus. Die Unterbringung ist primitiv und dem Preis von umgerechnet 15€ pro Nacht nicht gerecht. Untergebracht wird man in völlig überfüllten Mehrbettzimmern, die kaum genug Raum zum laufen geben, es gibt nur ein Bad und ein WC im gesamten Hostel. Die Betten sind keine Betten im eigentlichen Sinne, sondern ausziehbare Sessel. Ich wollte trotzdem im Hostel bleiben, da Joe uns versprach die bürokratischen Gänge bezüglich der Registrierung auf sich zu nehmen. Dies versäumte er allerdings, was dazu führte, dass ich bei der Ausreise eine kleine Strafe zahlen musste und den Groll der wartenden Passagiere im Bus auf mich zog.
Der 01. September ist traditionell der erste Schultag in Transnistrien. Daher trifft man auf den Straßen auf viele Schüler in den traditionellen festlichen Schuluniformen, die zum Teil eher an französische Dienstmädchen erinnerten. Während des Mittagessens wurden wir von zwei Schülerinnen angesprochen. Englisch hört man in Tiraspol wohl selten und somit sind sie schnell auf uns aufmerksam geworden und boten an uns die Stadt zu zeigen.
Sie führten uns die Oktoberstraße, die unscheinbare Prachtpromenande Tiraspols, entlang. Hier trafen wir auf Leninstatuen, Denkmäler für gefallene Soldaten und einen Panzer. Außerdem fanden wir auch die zwei einzigen Botschaften in Transnistriens. Da Transnitrien international nicht anerkannt ist, gibt es auch keine diplomatischen Vertretungen, außer die Abchasiens und Berg Karabach, ebenfalls international nicht anerkannt.
Der nächste Tag war der Tag der Militärparade, welche schon morgens zeitig stattfindet. Die ganze Stadt schein auf den Beinen zu sein – jeder will die Parade sehen und die Ansprachen hören. Nach der Parade gehen dir Tiraspoler traditionell in die Kneipen oder begeben sich in das jahrmarktähnliche Getummel auf den Straßen. An jeder Ecke wird Wodka angeboten und zu lauter Musik getanzt.
Im Biergarten lernten wir viele Einheimische kennen. Austausch über Politik war nicht gern gesehen. Viel lieber sprach man über die Parade, das Essen und den Wodka. Am Abend fand dann zur Feier des Tages ein Open Air Konzert mit der international bekannten Sängerin In-grid statt. http://www.youtube.com/watch?v=YLCWOxraLAg statt. Ihr Eindruck von der Stadt findet man in diesem Interview:
Tiraspol war das Ende meiner erlebnisreichen Reise. Von hier Reise ich über Chisnau mit dem Nachtzug nach Bukarest von wo ich wieder nach Deutschland flog. Obwohl die Reise noch etwas länger dauer sollte, entschied ich mich meinen Flug vorzuverlegen. Die vielen Eindrücke brauchen Zeit verarbeitet zu werden. Vieles konnte ich aus dieser Reise mitnehmen. Viele neue Freundschaften wurden geschlossen und Eindrücke gesammelt. Die mir entgegengebrachte Gastfreundschaft macht mich noch immer sprachlos und ich möchte viele der gesehen Orte auf jeden Fall wieder besuchen.
(Kristin Kretzschmar)
Nach ausreichend Zeit in den Städten, wurde es allmählich Zeit die ländlichen Gebiete wieder etwas genauer zu erkunden. Da ich kein Wort rumänisch spreche, kam mir ein rumänischer Bekannter aus Berlin, den ich im Retezagebirge semi-zufällig traf, ganz gelegen. In den ländlichen Gebieten, in denen zum Teil Wasseranschluss Fehlanzeige ist, lernt man Rumänien auf eine ganz neue Art und Weise kennen.
Nach einer kurzen Lagebesprechung noch im Retezatgebirge, war unser Ziel klar: Maramureș, oder wir Alexandru es bezeichnet: „der Wilde Westen Rumäniens“, stets gepaart mit dem Hinweis „Kristin, da solltest du nicht allein hinreisen!“ Verschiede Personen empfahlen uns dieses Gebiet, besonders wegen der Holzkirchen, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören.
Maramureș gilt als die traditionellste Region Rumäniens. Die Rumänen selbst sehen dies aber nicht als Rückständigkeit. Die Altertümlichkeit wird trotzdem zum Teil belächelt. Die Region ist landwirtschaftlich geprägt. Die Landwirtschaft wird weitestgehend manuell durchgeführt. Am Wegesrand entdeckt man Heuhaufen: um eine Stange wird das Futtermittel für den Winter gelagert. Um so näher man der Region kommt, um so häufiger trifft man auch auf Pferdekutschen. Was in den südlicheren Gebieten eher als Fortbewegungsmittel der Roma verpönt ist, liegt hier an der Tagesordnung.
Abseits der Städte gibt es kaum Industrie. Von der sozialistischen Industrialisierungskampagne blieb Maramureș weitestgehen unberührt. Nur in den Städten findet man Industrieanlagen, diese sind aber zum Großteil seit dem Systemwechsel verlassen. So auch in den Randgebieten Baia Mares: Hier findet man noch auf so manch einer Ruine die Aufschrift „Der Sozialismus wird siegen.“ Auf dem Weg nach Maramureș führt kaum ein Weg an Baia Mare vorbei. Die Kreishauptstadt ist nicht sonderlich groß, aber Verkehrszentrum. Für mich persönlich hatte der Besuch recht hohe Priorität, da meine Gastgeberin in Cluj Napocca mit einen Besuch wärmstens an Herz legte, da ihr Vater, aktives Mitglied im lokalen Volkswagen Käfer Fanclub, an diesem Wochenende an einer Ralley und öffentlichen Ausstellung der eigenen Sammlerstücke teilnahm.
Auch in Baia Mare wurde ich Zeugin der anscheinend grenzenlosen rumänischen Gastfreundlichkeit. Im Stadtbus wirkten wir wohl etwas verloren, woraufhin uns Marija, eine Rumänin mittleren Alters ansprach. Ohne zu zögern bot sie uns ihre Hilfe an und führte uns durch die Stadt und berichtete über die Geschichte der einzelnen Sehenswürdigkeiten. Erste Station war das ehemalige Zeughaus. Hier findet man nun einen Handwerksmarkt mit traditionellen rumänischen Gütern und einer Fotoausstellung zur Stadtgeschichte. Danach führte uns Marija in das Zentrum auf den Milleniumsplatz, wo wir Zeugen der Käferausstellung wurden. Baia Mare ist eher empfehlenswert aufgrund der verlassenen Industrieanlagen, die die Stadt umgeben und hervorragende Motive für Urban Explorer sind.
Da wir die Nacht ungern in der Stadt verbringen wollten, wurde es gegen 18.00 Uhr langsam Zeit die Reise gen Norden anzutreten. 40 Kilometer und ein Bergpass trennten uns von Desești, dem ersten Ziel. Gegen 20 Uhr erreichten wir das im Mara-Tal gelegene Dorf. Beim lokalen Kaufmann erfuhren wir, dass gerade jetzt eine Hochzeit in der Holzkirche stattfand. Auf die Frage wie wir diese finden würden, da die Dunkelheit bereits einsetzte, antwortete der rüstige Rumäne: „Einfach den Berg hoch und der Musik nach.“
Und tatsächlich war es so einfach. Schon nach wenigen Minuten hörten wir eine Blaskapelle. Diese stand am Fuße einer Treppe, die durch einen dunklen Friedhof zur spärlich beleuchteten Sfanta Cuvioasa Paraschiva Kirche führte. Aus der Kirche hörten wir dann die Gebetslieder des Pfarrers. Aus dem Vorraum konnten wir die Zeremonie beobachten. Während der Pfarrer das junge Paar vermählte saßen an den Seiten viele junge Mädchen in traditionellen Trachten, stets gepaart mit den modernsten Ausformungen der Schuhmode und haben sich SMS geschrieben. Auf den Wänden der Kirche entdeckten wir Inschriften und bescheidene Gemälde, die beispielsweise das letzte Gericht zeigten.
Nach der Zeremonie gingen wir zurück ins Tal, um uns nach einem geeigneten Campingplatz zu erkundigen. Und wieder wurde ich Zeugin der rumänischen Gastfreundlichkeit. In der hauptsächlich von Männern besuchten Kneipe erregten unsere wuchtigen Rucksäcke Aufmerksamkeit. Mehrere Dorfbewohner gesellten sich sofort zu uns. Wir erfuhren, dass Touristen das Dorf meistens nur durchreisen, um einige Fotos von der Kirche und den Bauern zu machen. Nur selten übernachten sie hier. Nach nur wenigen Minuten bot uns Ioan Roman sein Gästezimmer an. Davon inspiriert erhielten wir jeweils mit einer mehr oder minder scherzhaften Diffamierung des Vorsprechers weitere Angebote.
In der Nacht trafen wir dann auf dem Hof Ions ein. Seine Mutter richtete uns das Gästezimmer, welches sie auch für ihre Handarbeiten nutzt, her. Am nächsten Morgen wartete in der Küche bereits die gesamte erweiterte Familie und ein gigantisches Frühstück mit Käse, frisch gemolkener Milch, Gemüse aus dem Garten, Speck und hausgemachten Brot auf uns. Doch vor dem Frühstück wurde uns zur Feier des Tages Palinka, ein traditioneller Obstbrandt gereicht. Dieses Jahr sei die Pflaumenernte besonders gut ausgefallen und man ist stolz auf das hausgemachte Produkt.
Nach dem Frühstück zeigt uns Ion den Hof. Man findet kaum moderne Geräte. Viel mehr wird auf manuelle Arbeit und Tiergespanne gesetzt. Ion erkundigt sich zwar, was ein gebrauchter Traktor in Deutschland kostet, bekundet dann aber auch sogleich sein Misstrauen gegenüber den modernen Maschinen. Wenn das Pferd lahmt weiß er was zu tun ist, einen Traktor zu reparieren ist schwierig und teuer.
Am späten Vormittag brechen wir in Richtung um hier die Klosteranlagen und die Holzkirche Intrarea Maicii Domnului in Biserica zu besichtigen. Schon auf dem Weg dahin trafen wir auf Pilgerströme internationaler Touristen, die busseweise nach Biserica kutschiert wurden. Der sonntägliche Gottesdienst fand auf der Wiese zwischen den Klostergebäuden und der Kirche statt. Herrscharen an jungen Mädchen und Frauen in traditionellen Trachten und bevölkerten die Wiesen und bereicherten die Beete mit den Blumenmustern der eigenen Kopftücher. Ein Besuch ist durchaus empfehlenswert, man sollte sich aber darauf einstellen in Mitten einer touristischen Attraktion zu landen.
Danach führte uns die Reise nach Sighetu Marmației http://www.primaria-sighet.ro//, dem Geburtsort des Schriftstellers Elie Wiesel http://de.wikipedia.org/wiki/Elie_Wiesel. Zunächst besuchten wir das Die Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und des Widerstands http://www.memorialsighet.ro/index.php?lang=de. Das ehemalige Gefängnis und Lager ist in Rumänien auch kurz unter dem Namen Sighet bekannt. Das Gefängnis selbst bestand seit 1897, wurde aber in den 1950er in ein Lager verwandelt. Sowohl verurteilte Straftäter als auch politische Gefangene wurden hier festgehalten. Sighet galt nicht nur als besonders grausam (einige sprechen sogar von einer Ausrottungsanstalt der rumänischen Elite), sondern auch extrem sicher, da die sowjetische Grenze nur einen Steinwurf entfernt war. Die Gedenkstätte befindet sich in den ehemaligen Lagergebäude. Die Besonderheit ist, dass nach zwei allgemeinen Sälen Lagern in Rumänien und Sighet, in jeder Zelle ein neuer Themenkomplex vorgestellt wird. Die Museumspädagogik basiert auf Bildern und vielen Texten, die leider zumeist auf Rumänisch sind. Für deutsche Besucher steht ein Ausstellungsheft zur Verfügung. In diesem werden zwar die Themen der Räume vorgestellt, nicht aber die Dokumente der Aussstellung übersetzt. Trotzdem lohnt sich ein Besuch sehr.
Danach besuchte ich noch das Geburtshaus des Schriftstellers Elie Wiesel. Da ich von seinem Werk „Nacht“ sehr berührt war, bot sich ein besuch an. Allerdings ist diese Gedenkstätte nicht empfehlenswert. Wiederum liegen keine Übersetzungen der Dokumente vor, noch ist ein klarer Bezug zu Wiesel zu sehen. Vielmehr wurde das Leben einer jüdischen Familie in diesem Haus nachgestellt.
Die letzte Station des Tages sollte der Cimitirul Vesel (wörtlich fröhlicher Friedhof) sein. Dieser befindet sich 20 km westlich von Sighetul in der Gemeinde Săpânţa. Die Nähe zur Ukraine wurde uns erneut bewusst, als unser Handyanbieter uns in der Ukraine begrüße und über Preise für Anrufe in der EU informierte. Die Besonderheiten des Cimitirul Vesel sind die bunt gestalteten Grabsteine, die in einem kurzen Reim die Lebensgeschichte oder Anekdoten aus dem Leben der Verstorbenen erzählen. Eine Bestattung auf diesem Friedhof ist inzwischen sehr teuer. Viele Familien nutzen sie inzwischen nur für plötzlich verstorbene oder junge Familienangehörige, denen man eine besondere Ehre zukommen lassen möchte. Und auch hier stießen wir wieder auf eine Hochzeit. Die vor dem Friedhof versammelte Hochzeitsgesellschaft machte durch die musikalische Untermalung einer traditionellen Gruppe auf sich aufmerksam. Besonders der Sänger schien völlig in seinem Element zu sein – sei es dem Palinka, welchen er uns auch sogleich anbot, oder der Freude über das junge Paar geschuldet. Nach einem kurzen Freudentanz auf offener Straße wechselten wir einige Sätze und der Mann empfiehl uns eine Stelle zum Zelten am Fluss.
Am nächsten Morgen brachen wir in aller Frühe auf, um auch noch unser letztes Ziel in Maramureș zu erreichen: Vişeu de Sus. Die im sogenannten Wassertal liegende Stadt besticht durch ihren rohen Charme einer Holzfällergemeinde. Über die Grenzen Rumäniens hinaus ist sie bekannt für die Mocăniţă (Karpatenwaldbahn). Die historische Schmalspurbahn verkehrt auf einem 40km langen Schienennetz zwischen dem Tal und der ukrainischen Grenze. Die 1930 fertiggestellten Schienen erlitten besonders im 2. Weltkrieg schwere Zerstörungen und wurden nur teilweise wiederhergestellt. Heute werden sie vor allem vom lokalen Sägewerk und für touristische Zwecke genutzt. Je nach Wetterlage verkehren die touristischen Züge ein bis zweimal täglich. Besonders für Wanderer bietet sich eine Fahrt mit der Mocăniţă an, da die obere Station Ausganspunkt für viele Routen ist.
Auf der Fahrt wurden wir von einer jungen Familie angesprochen. Der Vater arbeitete vor einigen Jahren im Rheinland und konnte daher ein wenig Deutsch. Nach Austausch der üblichen Freundlichkeiten wurde auch Proviant ausgetauscht und angestoßen.
Maramureș ist vielleicht nicht die erste Adresse, wenn man Rumänien besucht, doch aus meiner Perspektive ist es auf jeden Fall einen Besuch wert. Es ist in vielen Fällen abseits der Haupttouristenströme und besticht durch seine Ruhe und Bescheidenheit.
Aus Maramures verabschiedeten wir uns über einen Bergpass, welchen wir per trampen überquerten. Ziel waren die bemalten Klöster in der Bucovina. Von hier aus reiste ich weiter in die Republik Moldau, wo ich einige ereignislose Tage verbrauchte, die Ruhe vor dem Nationalfeiertag in Tiraspol.
Aufgrund meines verlängerten Aufenthalts in den Bergen mussten meine Besuche Sibius und Brasovs ausfallen. Ich machte mich direkt auf den Weg nach Cluj Napoca. Hier wartete die Couchsurferin Ingrid und ihre Familie auf mich.
Cluj Napocca erreichte ich wiederum durch trampen. Zunächst wurde ich von einem Hühnerlieferanten mitgenommen, der mir über CB funk auch gleich die nächste Mitfahrt – in einem LKW der Supermärkte mir Küchenrollen beliefert – versorgte. Und auch die LKW Fahrer zeigten mir einige Trinkwasserquellen am Wegesrand.
Ingrids Familie war sehr herzlich. Sie lebten in einem Einfamilienhaus am Rande der Stadt. Stolz präsentierte ihr Mann den Garten und die eigene Gemüseernte. Die Söhne – siebenjährige Zwillinge – zeigten großes Interesse an meinem Zelt und versuchten Englisch zu imitierten. In der Familie wurde ungarisch gesprochen, da sie zur ungarischen Minderheit gehören. Die Söhne sprechen noch kein Wort Rumänisch. Besonders die eine Anekdote Ingrids stellte die Situation sehr heiter dar: Der Nachbar hat Limousinen, welche er für Hochzeiten vermietet. Die Söhne waren vom Anblick angetan und wären gern mal mit eine Runde durch das Viertel gefahren. Kein Problem mag man meinen. Doch sie sprechen nur Ungarisch, der Nachbar nur Rumänisch, also musste Ingrid als Übersetzerin zur Hilfe eilen.
Der Aufenthalt in einer Familie unterschied sich grundsätzlich von meinen vorherigen Couchsurfing Erfahrungen. Ich wurde sofort als Teil der Familie aufgenommen, gemeinsame Speisen standen an der Tagesordnung. Wenn die Kinder im Bett waren, tranken wir auf der Terrasse gemeinsam Wein und unterhielten uns über Politik: Was ist die Zukunft des Euros? Welches Potential hat Rumänien in der EU….
Am nächsten Tag besuchte ich die Universität. Ein Grund meines Interesses für Cluj Napocca ist die Babes Boyali Universität und ein Masterprogramm zu Vergleichenden Politikwissenschaften, welches hier angeboten wird. Aufgrund der Semesterferien waren die Universitätsgebäude verlassen. Trotzdem konnte ich mich mit einem Institutsvertreter über das Programm und die Studienbedingungen in Cluj unterhalten. Danach besichtigte ich die Stadt. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch der Sfantu Gheorghe Kirche. In dieser befindet sich in den Kellerräumen eine Ikonenausstellung.
Cluj Napocca hat den Charme einer Studentenstadt. Leider waren aber aufgrund der Semesterferien viele Lokale geschlossen und nur wenige Studenten in der Stadt. Ein Besuch während des Semesters ist wahrscheinlich aufregender.
Am nächsten Tag war das große Wiedertreffen eingeplant. Die Studentengruppe hatte mich nach Turda eingeladen. Außerdem war dies auch als Treffpunkt mit Alex vereinbart. Von hier wollten wir weiter in Richtung Norden reisen.
Gemeinsam besuchten wir die Salzmine. Die Mihais haben nicht zu viel versprochen: die Salzmine bietet nicht nur eine erhoffte Abkühlung in der sengenden Augustsonne, sondern ist auch sehenswert. Zunächst muss man einen langen Tunnel passieren, bevor man in einen Echoraum kommt. Außerdem werden viele alte Maschinen ausgestellt. Highlight ist aber auf jeden Fall das Freizeitgebiet: Hier kann man unterirdisch Riesenrad fahren, Picknicks machen, einen Ruderboot mieten oder Tischtennis spielen. Nach dem Besuch stand ein Bad im örtlichen Salzsee an.