(Anastasiya Kryvosheya)
Sie singt das, was sie fühlt. Nicht jedes Lied hat Wörter, manchmal sind es nur Geräusche, bedeutungslose Laute, man merkt nur plötzlich, dass man in einer magischen Welt auftaucht, voll von Emotionen und Gefühlen und wo die Zeit stehen bleibt …
So war es für mich, als ich Nino das erste Mal gehört habe, durch Meeresrauschen, ganz leise und harmonisch. Ich bin aus dem Zimmer hinausgegangen und der Musik gefolgt. Das war beim Jazz-Festival in Koktebel auf der Krim – ein Ereignis, das sich nicht vergessen lässt.
Einige Jahre später habe ich sie wieder gehört in meiner Heimatstadt Mykolayiv in der Ukraine, in einem modernen Theater im Hintergrund. Die Mischung aus Tanz und Musik war etwas unbeschreibliches. Alle Gäste haben atemlos zugeschaut.
Als Nicht-Georgier_in versteht man ihre Worte natürlich nicht – aber das stört gar nicht. Sie macht Musik des Spürens und somit verständlich für jede Nation: „Ich spüre und fühle diese Welt in meiner Sprache, und um die Emotionen auszudrücken, brauche ich diese Phonetik. Ich kann Emotionen nicht auf andere Sprachen übersetzen und sie dann singen – das würde sich schrecklich anhören.“
Nino Kathamadze wurde am 21. August 1972 in Adsharien, einer Südprovinz von Georgien, geboren. Sie hat Musik studiert und war anschließend als Jazz-Sängerin in unterschiedlichen Projekten tätig. 1994 gründete sie eine Wohltätigkeitsorganisation zur Hilfe für Behinderte und sozial beeinträchtigte Sänger und Schauspieler.
Ab 1999 trat sie mit der Gruppe „Insight“ auf, wodurch sie sowohl in ihrer Heimat als auch in Russland populär wurde. Nach ihrem Konzert bei den „Georgischen Tagen“ 2002 in England wurde sie auch in Europa bekannt. Das hat sich mir bestätigt, als ich auf Wikipedia nach ihr gesucht habe: Artikel gibt es nur auf einigen slawischen Sprachen, sowie auf Georgisch, Armenisch, Englisch und Französisch. Daraus kann man schließen, dass Katamadzes Musik eher im postsowjetischen Raum verbreitet ist. Auch Foreneinträge haben das bestätigt.
Auf jeden Fall bietet sich Nino Katamadze gut als Einstieg in die Welt und Kultur Georgiens an für denjenigen, dem dieser Teil Europas noch unbekannt ist. Und nicht nur musikalisch kann man von ihr inspirieren lassen – sondern auch von ihrem Lebensstil: «Das Wichtigste sind die einfachen Sachen … Es ist mir wichtig, in einem Haus in den Bergen mit einem rosigen Garten zu leben und barfuß zu gehen. Ich brauche kein Penthouse. Und nicht einmal eine Mikrowelle. Es gibt zwei Wege im Leben: „Ich will“ und „Ich liebe“. Man soll zwischen den beiden gehen. Darüber hat sich ein Mönch im 4. Jahrhundert geäußert: „Ich will das, was sein wird.“»